Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission über die Stimmung kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) hinsichtlich Silber-Futures. In der Woche zum 2. August sind große Terminspekulanten skeptischer und kleine zuversichtlicher geworden.
Das allgemeine Interesse an Silber-Futures, welches sich an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen lässt, ist innerhalb einer Woche von 218.299 auf einen neuen Rekordwert von 224.540 Futures (+2,9 Prozent) geklettert. Auch die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten markierte per Saldo mit einem Anstieg von 107.123 auf 109.121 Kontrakte (+1,9 Prozent) ebenfalls ein neues Allzeithoch. Zu verdanken war dies allerdings ausschließlich den Transaktionen der Kleinspekulanten, weil sie ihre Long-Seite kräftig aufgestockt und zugleich das Short-Exposure zurückgefahren haben.
Summa summarum erhöhte dies ihre Netto-Long-Position von 11.046 auf 15.687 Kontrakte (+42,0 Prozent), was den stärksten Optimismus seit über drei Jahren darstellt. Unter den Großspekulanten war im Berichtszeitraum hingegen eine wachsende Skepsis auszumachen. Auf Wochensicht reduzierte sich deren Netto-Long-Position von 96.077 auf 93.434 Kontrakte (-2,8 Prozent). Seit dem Jahreswechsel sind kleine wie große Terminspekulanten ziemlich "bullish" geworden. Nur zur Erinnerung: Ende Dezember lag die Netto-Long-Position der Großspekulanten bei 20.704 Futures (aktuell: 93.434 Kontrakte) und die der Kleinspekulanten bei 9.174 Futures (aktuell: 15.687 Kontrakte). Noch kann man die Entwicklung als ganz normal bzw. gesund einstufen, schließlich wäre ein Euphorie fast schon kontraproduktiv und eher als Warnzeichen zu interpretieren.
Auf Seite 2: Silberpreis nahe am Zweijahreshoch
Aus charttechnischer Sicht kann man Silber trotz des Absackers am Freitag ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren. Trotz starker Aktienmärkte und trüber Konjunkturperspektiven hält sich das konjunktursensitive Edelmetall knapp unter seinem Anfang Juli markierten Zweijahreshoch. Das Marktsentiment kann derzeit als ausgesprochen "bullish" bezeichnet werden, schließlich hat das im ersten Quartal generierte Trendwechselsignal kaum an Strahlkraft verloren. Verstärkt wurde diese positive Grundstimmung durch das Drehen der 100- wie auch der 200-Tage-Linie nach oben, was in der Chartlehre als Kaufsignal interpretiert wird. Eine ausgesprochen massive Unterstützungszone verläuft im Bereich von 19 bis 20 Dollar. Bereits im Sommer 2013 drehte das Edelmetall hier gen Norden. Sollte dieser Boden nachhaltig verletzt werden, droht hingegen erheblicher Verkaufsdruck. Positiv anzumerken ist auch der Umstand, dass sich das Mitte Juli ausgelöste Verkaufssignal des Timingindikators Relative-Stärke-Index als "Bärenfalle" erwiesen hat.
Ein anderer Indikator macht bei Silber ebenfalls Mut - das relativ hohe Gold/Silber-Ratio. Diese Kennzahl zeigt an wie viel Feinunzen Silber man braucht, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Fällt dies relativ hoch (niedrig) aus, wird Silber als eher günstig (teuer) und Gold als teuer (günstig) betrachtet. In den vergangenen zehn Jahren schwankte dieser Preisindikator zwischen 33 und 83. Spätestens im Bereich von 80 drehte die Kennzahl meist nach unten. Im ersten Quartal rutschte das Gold/Silber-Ratio von 83 auf aktuell 68 ab. Sollte diese Tendenz anhalten und das Gold/Silber-Ratio weiter in Richtung 50 abrutschen, könnte dies bei anhaltend freundlicher Entwicklung beider Edelmetalle den Silberpreis auf ein erheblich höheres Niveau hieven. Berücksichtigt man, woher der Silberpreis kommt - 2011 lag er zeitweise bei fast 50 Dollar - kann man ihm trotz der diesjährigen Kursrally weiterhin vor allem eines attestieren: enormes Nachholpotenzial.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.