Während auf Dollarbasis für 2021 noch ein Minus in Höhe von 4,7 Prozent ausgewiesen wird, dürfen sich europäische Silberinvestoren dank der markanten Dollarstärke bzw. Euroschwäche bereits über einen kleinen Gewinn von 0,2 Prozent freuen. Auf lange Sicht weist Silber weiterhin enormes Aufwärtspotenzial auf, schließlich kostete das Edelmetall vor etwas mehr als zehn Jahren fast 50 Dollar. Zum Vergleich: Beim Goldpreis liegen zwischen aktuellem Kurniveau und Allzeithoch aktuell 223 Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von 12 Prozent entspricht. Diese erhöhte Chance setzt aber eine höhere Risikobereitschaft voraus. Erkennbar wird dies durch die erhöhte Volatilität des kleinen Bruders von Gold. So übertrifft der von der US-Terminbörse CBOE ermittelte Silber-Volatilitätsindex mit 32,2 Prozent sein Pendant auf Gold (16,9 Prozent) recht deutlich. Die Gesetzmäßigkeit, dass hohe Volatilitäten meist in einem Atemzug mit einem überdurchschnittlichen Investmentrisiko genannt werden, sollten nicht vergessen lassen, dass damit auch stets höhere Gewinnchancen einhergehen. Die beiden bedeutendsten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum liefern hierfür den besten Beweis.
Beim Kauf von physischem Silber schreckt viele Investoren vor allem eines ab: die Mehrwertsteuerpflicht. Während Kapitalanlagegold in Form von Münzen und Barren mehrwertsteuerfrei handelbar ist, erhöht die bei Silber anfallende Mehrwertsteuer das Aufgeld gegenüber dem reinen Materialwert deutlich, was sich auf die Renditechance ausgesprochen negativ auswirkt. Selbst weltweit besonders gefragte Silbermünzen wie die australischen Kängurus weisen aktuell ein Aufgeld 18,3 Prozent auf. Das heißt: Um mit dem Kauf dieser Silbermünzen in die Gewinnzone zu gelangen, muss sich der Silberpreis erst einmal um diesen Betrag bzw. Prozentsatz verteuern.
Diesen Nachteil kann man folgendermaßen vermeiden. Erstens: Wer unbedingt physisches Silber besitzen möchte, kann über sogenannte Zollfreilager Silber mehrwertsteuerfrei handeln - selbstverständlich völlig legal. Einzige Bedingung: Die erworbenen Silberbestände dürfen das Lager nicht verlassen. Zweitens: Beim Kauf physisch hinterlegter Silber-ETFs fällt ebenfalls keine Mehrwertsteuerpflicht, was zu einem reduzierten Spread und einem verbesserten Chance/Risiko-Verhältnis führt. Seit Januar 2016 haben sich die weltweiten Bestände dieser Art von "Papiersilber" von 600 Millionen auf über eine Milliarde Feinunzen erhöht.
Silber: Charttechnisch extrem interessant
Aus charttechnischer Sicht kann man dem Silberpreis derzeit den Ausbruch aus einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation attestieren, was in der Chartlehre als Kaufsignal interpretiert wird. Sollte in den kommenden Wochen nun auch noch die im Bereich von 25,50 Dollar verlaufende langfristige 200-Tage-Linie signifikant überwunden werden, würde sich erhebliches Aufwärtspotenzial eröffnen. Im Bereich von 28 bis 29 Dollar dürfte dann die charttechnische Luft allerdings zusehends dünner werden. Seit Mitte 2020 prallte das Edelmetall nämlich genau an dieser Widerstandszone mehrfach ab. Zur Vorsicht mahnt aber auch der Relative-Stärke-Index (RSI), der sich mit aktuell 66 Prozent in Richtung "überkaufte Zone" bewegt. Als überkauft und dadurch korrekturanfällig gelten Charts mit einem RSI von über 70 Prozent.
Die meisten anderen charttechnischen Timingindikatoren können derzeit als positiv eingeordnet werden. Wie in der Vorwoche steht das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview weiterhin auf "Kaufen". Von den insgesamt 26 Indikatoren legen derzeit 15 das "Kaufen" (Vorwoche: 12), zehn das "Halten" (Vorwoche: 9) und lediglich einer das "Verkaufen" von Silber (Vorwoche: 5) nahe.
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