Relativ unaufgeregt entwickelte sich in der Woche zum 28. Juli das allgemeine Interesse an Silber-Futures. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 185.500 auf 184.000 Futures (-0,9 Prozent) nur leicht zurückgebildet. Unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) waren hingegen Gewinnmitnahmen registriert worden, während kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) signifikant optimistischer geworden sind. Summa summarum schlug sich dies bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten in einem dicken Minus nieder. Sie brach auf Wochensicht regelrecht ein und rutschte von 62.000 auf 47.500 Kontrakte (-23,4 Prozent) ab. Dies stellte den höchsten prozentualen Einbruch seit Anfang März dar.
Regelrechte Verwerfungen gab es von den Großspekulanten zu vermelden. Sie haben nämlich ihr Long-Engagement (minus 15.600 Kontrakte) massiv zurückgefahren und zugleich ihr Short-Exposure (plus 3.800 Futures) erheblich verstärkt. Bei der Netto-Long-Position schlug sich dies in einem Einbruch von 46.800 auf 27.300 Kontrakte (-41,6 Prozent) nieder. Aufgefangen wurde diese Negativentwicklung durch die deutlich gestiegene Zuversicht unter den Kleinspekulanten, die ihre Netto-Long-Position von 15.200 auf 20.200 Futures (+32,9 Prozent) ausgebaut haben. Der Silberpreis hat den Verkaufsdruck an den Terminmärkten relativ gut weggesteckt und zeigte bei seinem Berglauf lediglich eine leichte Konditionsschwäche.
Silber: US Mint hat massive Probleme
Aufgrund der Corona-Pandemie kündigte die US Mint für die nächsten 12 bis 18 Monate ein reduziertes Angebot an Gold- und Silbermünzen an. In den ersten sieben Monaten verzeichnete die Münzprägeanstalt einerseits einen massiven Boom auf der Nachfrageseite und musste andererseits bei der Produktion der Münzen erhebliche Probleme bewältigen. In den Monaten Januar bis Juli lieferte die US Mint 13,68 Millionen Feinunzen Silber in Form von American-Eagles-Münzen an ihre Kunden aus und übertraf damit das vergleichbare Vorjahresniveau in Höhe von 11,26 Millionen Unzen um über 21 Prozent. Beim "großen Bruder Gold" fiel das Siebenmonatsplus mit 333 Prozent um ein Vielfaches höher aus. Es ist davon auszugehen, dass die Herstellung von Goldmünzen derzeit höchste Priorität hat. Von vielen Edelmetallhändlern ist zu hören, dass sich nach dem Kaufrausch in den Monaten März und April die Versorgungslage mit Barren und Münzen bei Gold positiver entwickelt hat als dies bei Silber der Fall war.
Aus charttechnischer Sicht kletterte der Silberpreis mit dem temporären Überwinden der Marke von 25 Dollar auf den höchsten Stand seit über sieben Jahre. Damals scheiterte das Edelmetall zweimal an dieser Hürde. Unter Timingaspekten scheint derzeit nicht der optimale Einstiegszeitpunkt gekommen zu sein, schließlich zeigt der Relative-Stärke-Index derzeit mit 75 Prozent eine überkaufte Lage an. Außerdem droht ein RSI-Verkaufssignal, falls diese Marke unterschritten wird. Nach der Kursverdopplung des Silberpreises innerhalb von etwas mehr als vier Monaten scheint das Herunterschalten kein allzu negativer Begleitumstand zu sein, schließlich würde dadurch ein Überhitzen des Marktes unwahrscheinlicher werden. Doch auf lange Sicht könnte sich der Kauf von Silber als ausgesprochen "cooles Investment" erweisen. Die Vorteile des fehlenden Kontrahentenrisikos und seine Schutzfunktion muss allerdings mit einer erhöhten Volatilität "bezahlt" werden.
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