Im wöchentlichen Rhythmus informiert die Commodity Futures Trading Commission die Akteure an den Silbermärkten über die an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) zu beobachtenden Entwicklungen hinsichtlich Silber-Futures. Unter anderem teilt die US-Aufsichtsbehörde mit, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte, den sogenannten Open Interest. Wichtig zu wissen: Ein Silber-Future bezieht sich auf 5.000 Feinunzen Silber. Deutlich stärker interessieren sich Anleger beim Commitments of Traders-Report aber dafür, welche Transaktionen die unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren per Saldo getätigt haben. Daraus lassen sich dann Rückschlüsse über die aktuelle Stimmung der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ziehen. Über die jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen erfährt man nämlich, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 3. April hat sich die Stimmung der spekulativen Markakteure zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Seit Anfang März hat sich zwar das allgemeine Interesse an Silber-Futures von 196.600 auf 232.700 Kontrakte (+18,3 Prozent) erhöht. Zugleich ging es aber mit der Stimmung großer und kleiner Terminspekulanten eindeutig in den Keller. Deren kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) brach innerhalb dieses Zeitraums nämlich von 21.800 auf 2.600 Futures (-88,1 Prozent) regelrecht ein.

Hierfür verantwortlich waren vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials), die innerhalb von vier Wochen ihr Short-Exposure um über 20.000 Kontrakte nach oben geschraubt und zugleich die Long-Seite um rund 2.700 Futures reduziert haben. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 6.200 Futures in eine Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) von minus 17.000 Kontrakte verwandelt. Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im selben Zeitraum hingegen optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 15.600 auf 19.600 Futures (+25,6 Prozent) erhöht. Nun darf man gespannt sein, wer mit seinen getätigten Transaktionen richtig liegt.

Auf Seite 2: Schwankungsbreite auf dem Rückzug

Aus charttechnischer Sicht fallen die Kurssprünge bei Silber mittlerweile weniger heftig als gewohnt aus. Schwankte das Edelmetall im Jahr 2016 noch in einer Range zwischen 14 und 20,50 Dollar, war im Jahr 2017 lediglich ein Pendeln zwischen 15,80 und 18,50 Dollar registriert worden. Angesichts der oben erwähnten massiv eingetrübten Stimmung unter den Großspekulanten kann man dem Silberpreis dennoch fast schon relative Stärke attestieren, schließlich notierte dieser - bei deutlich besserer Stimmung - zum Jahreswechsel 2015/16 zeitweise unter 14 Dollar und 2009 sogar vorübergehend unter zehn Dollar.

Seit Herbst 2016 hat Silber eine Keilformation gebildet. Ein Ausbruch nach oben (unten) könnte chartinduzierte Käufe (Verkäufe) auslösen. Für ein hohes Maß an Spannung sorgt auch der Umstand, dass sich sowohl die mittelfristige 100-Tage-Linie als auch die langfristige 200-Tage-Linie derzeit in Reichweite befinden. Während Anfang 2016 durch den massiven Ausbruch aus dem Abwärtstrend einiges auf einen Turnaround hingedeutet hat, sieht es derzeit lediglich nach einer erfolgreichen Bodenbildung aus.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.