Dass Silber in diesem Jahr sehr gefragt ist, zeigt neben der diesjährigen Performance von über 40 Prozent auch der Stimmungsbericht der Terminbörse Commodity Exchange. Einmal pro Woche meldet die Commodity Futures Trading Commission, wie sich die Long- und Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wie optimistisch (netto long) bzw. pessimistisch (netto short) die unterschiedlichen Marktakteure gestimmt sind.
Bei der Anzahl offener Silber-Futures hat sich in der Woche zum 5. Juli mit aktuell 211.347 Futures (Vorwoche: 211.396) wenig getan - bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten hingegen schon. Sie erhöhte sich nämlich innerhalb einer Woche von 95.201 auf 98.768 Kontrakte (+3,8 Prozent) und damit auf ein neues Allzeithoch. Eine wachsende Zuversicht war unter großen wie kleinen Terminspekulanten gleichermaßen auszumachen.
Großspekulanten haben ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 83.661 auf 85.754 Kontrakte (+2,5 Prozent) erhöht, was vor allem auf einen kräftigen Ausbau des Long-Exposure zurückzuführen war. Auch Kleinspekulanten sind auf Wochensicht ebenfalls zuversichtlicher geworden. Ihre Netto-Long-Position erfuhr nämlich eine Steigerung von 11.540 auf 13.014 Kontrakte (+12,8 Prozent). Deren Long-Seite wurde nach oben gefahren und die Short-Seite zugleich reduziert. Dem Silberpreis hat dies nach der mehrjährigen Talfahrt extrem gut getan und ihn über 20 Dollar und somit auf das höchste Niveau seit zwei Jahren gehievt.
Auf Seite 2: Silber glänzt durch hohe Kurssprünge
Silber galt schon immer wilder als Gold. Am Unabhängigkeitstag der USA (4. Juli) war dies besonders offensichtlich. An diesem wenig liquiden Handelstag schwankte das mit großem Abstand günstigste Edelmetall in einer Bandbreite von 19,68 und 21,10 Dollar (7,2 Prozent), während Gold an diesem Tag eine Tradingrange von lediglich 1,3 Prozent auswies. Analysten der Saxo Bank machten chinesische Daytrader für die wilden Kurssprünge verantwortlich. Grundsätzlich stellt die erhöhte Kursschwankungsintensität (Volatilität) aber nichts Ungewöhnliches dar. Silber wurde schon immer gegenüber Gold eine Hebelwirkung attestiert und muss somit zwangsläufig heftigere Kursausschläge in Kauf nehmen.
Auf Basis der vergangenen 250 Tage kommt Silber aktuell auf eine historische Volatilität von 25,7 Prozent (Gold: 16,3 Prozent), was Silber zugleich als das Investment mit höherem Risiko identifiziert. Deutlich aussagekräftiger ist die Risikokennzahl Volatilität allerdings, wenn sie auf aktuellen Optionspreisen basiert. Bei den von der Terminbörse Chicago Board Options Exchange entwickelten und berechneten Volatilitätsindizes auf Gold- und Silber-ETFs ergibt sich ein ähnliches Bild. So wird bei Silber aktuell ein Wert von 32,6 Prozent ausgewiesen, während der Krisenschutz Gold diesbezüglich auf lediglich 18,8 Prozent kommt.
Aus charttechnischer Sicht kann man dem Silberpreis in diesem Jahr einen ausgesprochen dynamischen Aufwärtstrend attestieren. Bereits im ersten Quartal gelang dem Edelmetall mit dem Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal der vergangenen drei Jahre ein klares Trendwechselsignal. Um die Marke von 20 Dollar wachsen aber nun die charttechnischen Widerstände. Zur Vorsicht mahnt auch der Timingindikator Relative-Stärke-Index, wo angesichts eines aktuellen Werts von über 70 Prozent derzeit ein charttechnisches Verkaufssignal in der Luft liegt. In diesem Jahr gab es jedoch bereits zwei Verkaufssignale dieser Art. Beide erwiesen sich im Nachhinein jedoch als "Bärenfalle".
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.