Silberpreis: Profis greifen bei Futures wieder kräftig zu
· Börse Online RedaktionWoche für Woche informiert die CFTC über die aktuellen Handelstendenzen an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures. Dabei teilt die staatliche Behörde unter anderem mit, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei sich ein Silber-Future papiermäßig auf den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber bezieht. Deutlich stärker interessieren sich Anleger beim Commitments of Traders-Report aber für die Transaktionen der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. In diesem Zusammenhang wird vor allem die aktuelle Stimmung kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) intensiv beobachtet. Über das Saldieren der jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen erfahren die Marktakteure regelmäßig, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Mit dem allgemeinem Interesse an Silber-Futures, welches sich an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen lässt, ging es in der Woche zum 17. Oktober spürbar nach oben. Gegenüber der Vorwoche war hier ein Anstieg von 188.300 auf 191.900 Futures (+1,9 Prozent) registriert worden. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es ebenfalls bergauf. Diese hat sich nämlich von 70.600 auf 74.900 Futures (+6,1 Prozent) erhöht, was in erster Linie auf den deutlich gestiegenen Optimismus großer Terminspekulanten zurückzuführen war.
Sie haben nämlich ihre Long-Seite um mehr als 2.600 Kontrakte und zugleich ihr Short-Exposure um fast 2.200 Futures reduziert. Bei der Netto-Long-Position schlug sich dies in einem markanten Zuwachs von 59.100 auf 63.900 Kontrakte (+8,1 Prozent) nieder, während bei kleinen Terminspekulanten im Berichtszeitraum eine Reduktion von 11.500 auf 11.000 Futures (-4,3 Prozent) zu beobachten war. Diese Uneinigkeit unter den spekulativen Marktkräften war 2017 offensichtlich, schließlich haben große Terminspekulanten ihre Netto-Long-Position seit Ende Dezember um 8,5 Prozent erhöht, während unter den Kleinspekulanten ein regelrechter Einbruch um über 27 Prozent zu Buche schlug. Angesichts einer seither erzielten Silberperformance von über acht Prozent lagen somit große Terminspekulanten mit ihrer Einschätzung "goldrichtig".
Auf Seite 2: Silber - Heißer Kampf um 200-Tage-Linie
Aus charttechnischer Sicht fallen bei Silber derzeit zwei Aspekte auf. Erstens: Der Silberpreis befindet sich aktuell in einem intensiven Kampf mit der 200-Tage-Linie, die Ende August einen Trendwechsel nach oben vollzogen hat. Chartorientierte Investoren stufen dies als Trendwechselsignal ein. Zweitens: Im Bereich von 15,50 Dollar verläuft eine massive Unterstützungszone, die möglichst nicht verletzt werden sollte. Besonders interessant: Gegenwärtig befindet sich das Edelmetall auf Tuchfühlung mit der oberen Begrenzung des langfristigen Abwärtstrendkanals. Ein nachhaltiges Überwinden dieser Trendlinie könnte erhebliche chartinduzierte Käufe generieren. Aufgrund des damit verbundenen Kaufsignals bei der 200-Tage-Linie stünden damit zumindest die charttechnischen Börsenampeln wieder auf "Grün".
In welcher aktuellen Lage sich der Silbermarkt unter fundamentalen Aspekten befindet, dürfte auf der in Washington D.C. am Donnerstag und Freitag stattfindenden "Silver Industrial Conference" diskutiert werden. Zum dritten Mal veranstaltet das internationale Silberinstitut das Branchentreffen, an dem zahlreiche Expertenvorträge vorgesehen sind. Da über die Hälfte der Silbernachfrage aus diversen Industrien stammt, spielt die konjunkturelle Entwicklung bei Silber eine erheblich stärkere Rolle als bei seinem "großen Bruder" Gold. Besonders hohe Wachstumsraten und besonders nützlich gilt Silber vor allem in der Solarbranche, in der Medizin sowie bei der Aufbereitung von Trinkwasser.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.