Noch immer sind die Akteure an den Silbermärkten nicht im Bild, welche Stimmung aktuell an den Terminmärkten herrscht. Bis auf Weiteres liefert die CFTC jeweils dienstags und freitags neue CoT-Reports, um dieses Informationsdefizit sukzessive abzubauen. Am Vorabend meldete die US-Regierungsbehörde aktuelle Daten mit Stand 31. Dezember. Bleibt zu hoffen, dass der nächste drohende Shutdown die in den kommenden Wochen anstehende "Aufklärungsarbeit" nicht verhindert. Die Aufhebung des mit 35 Tagen längsten Shutdown der US-Geschichte wurde von US-Präsident nämlich lediglich bis zum 15. Februar in Aussicht gestellt. In seiner gestrigen "Rede zur Lage der Nation" beharrte er weiterhin auf dem Bau einer Grenzmauer zu Mexiko und blieb damit weiterhin auf Konfrontationskurs mit den oppositionellen Demokraten.
Doch zurück zum Stimmungsbericht der CFTC. In der Woche zum 31. Dezember hat sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures, was durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) angezeigt wird, leicht erhöht. Innerhalb einer Woche legte es von 173.700 auf 176.200 Kontrakte (+1,4 Prozent) leicht zu. Ein dickes Plus gab es hingegen bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zu beobachten. Dies hat sich im Berichtszeitraum von 39.900 auf 57.900 Kontrakte (+45,1 Prozent) kräftig erhöht. Zur Erinnerung: Im Herbst vergangenen Jahres war hier sogar eine mehrwöchige pessimistische Phase zu beobachten, in der die spekulativen Marktakteure mehrheitlich netto short waren.
Gekennzeichnet war der Stimmungsbericht vor allem vom wachsenden Optimismus der Großspekulanten (Non-Commercials). Sie haben nämlich ihr Long-Exposure um 5.700 Futures aufgestockt und zugleich ihr Short-Engagement um über 13.700 Kontrakte reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 25.600 auf 45.000 Kontrakte (+75,8 Prozent) markant erhöht. Dies stellte den stärksten Optimismus seit Juni 2018 dar. Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind hingegen skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 14.300 auf 12.900 Kontrakte (-9,8 Prozent) zurückgefahren. Die zum Jahreswechsel zu beobachtende Silberpreisrally konnte dadurch jedoch nicht verhindert werden.
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Silber-Chart stimmt optimistisch
Der Silberpreis rutschte mittlerweile zwar wieder unter die Marke von 16 Dollar, aufgrund des seit November zu beobachtenden Kurssprungs um über 14 Prozent kann dies als ganz normale technische Korrektur interpretiert werden. Insgesamt ist mit Blick auf den Silber-Chart vor allem die erfolgreiche Bodenbildung im Bereich von 14 Dollar besonders positiv zu sehen. Außerdem wurde mit dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie ein starkes Kaufsignal generiert. Die aktuell zu beobachtende technische Korrektur sollte im Bereich von 15,30 Dollar möglichst enden, da hier eine leichte Unterstützung verläuft. Ein neues Kaufsignal entstünde im Falle einer Rückeroberung der Marke von 16,50 Dollar. Im ersten Halbjahr 2018 erwies sich dieser Bereich nämlich als ausgesprochen solider Boden. Doch mit dem Sprung auf 16,50 Dollar wäre vor allem der Ausbruch aus dem seit 2016 gebildeten Abwärtstrendkanal gelungen. Zugleich würde dies die Chance auf ein Drehen der 200-Tage-Linie nach oben erhöhen, was unter Chartisten in der Regel als Trendwechselsignal interpretiert wird. By the way: Der mittelfristigen 100-Tage-Linie ist dieses "Kunststück" bereits gelungen. Somit deutet einiges darauf hin, dass die charttechnischen Ampeln bei Silber demnächst von "Gelb" auf "Grün" springen könnten.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.