In der Woche zum 7. Juli war der wöchentliche Stimmungsbericht, der auf Basis der Daten vom Dienstag über die long bzw. short positionierten Silber-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) informiert, von einem stark nachlassenden Optimismus der spekulativen Marktakteure gekennzeichnet. Marginal bergauf ging es bei Silber-Futures hingegen mit dem allgemeinen Interesse - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Diese erhöhte sich nämlich gegenüber der Vorwoche um 0,2 Prozent von 196.724 auf 197.092 Kontrakte.

Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten war allerdings zum zweiten Mal in Folge ein massiver Einbruch zu beobachten. Diesmal ging es von 21.160 auf 14.319 Futures (-32,3 Prozent) nach unten - das niedrigste Niveau seit über acht Monaten. Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum erheblich skeptischer geworden. Weil große Terminmarktspekulanten ihre short positionierten Silber-Futures erhöht und ihr Long-Exposure zugleich reduziert haben, stellte sich bei deren Netto-Long-Position ein "Schwund" von 9.881 auf 6.793 Futures (-31,3 Prozent) ein.

Noch deutlicher verschlechterte sich die Stimmung unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables). Innerhalb einer Woche gab es bei deren Netto-Long-Position einen Einbruch von 11.279 auf 7.526 Futures (-33,3 Prozent) zu beklagen - also ein Minus um glatt ein Drittel. Dem Silberpreis bekam diese Entwicklung gar nicht gut. Zeitweise musste man sich sogar richtig Sorgen machen.

Auf Seite 2: Silber - Boden zurückerobert





Wie beim "großen Bruder Gold" wird auch der Silberpreis seiner Funktion als Krisenschutz derzeit wahrlich nicht gerecht. Seit dem Jahreswechsel musste das mit großem Abstand günstigste Edelmetall in der Spitze einen Kursverlust in Höhe von über 20 Prozent hinnehmen und rutschte auf Dollarbasis sogar in die Verlustzone. Dank starkem Greenback fällt die Bilanz in Euro gerechnet deutlich besser aus. Hier weist der Silberpreis für 2015 ein Plus von immerhin acht Prozent aus.

Zum Verhängnis wurde Silber die Tatsache, dass traditionell rund die Hälfte des globalen Angebots im industriellen Sektor verarbeitet wird. Durch die Griechenland-Krise und die Aktien-Baisse in China haben sich die globalen Konjunkturperspektiven deutlich eingetrübt. Die starke Nachfrage von Silbermünzen in den USA vermochte die schwache Tendenz des Silberpreises jedoch nicht zu verhindern. Die US Mint meldete sogar den Ausverkauf der besonders beliebten "Silver Eagles" und will erst nach zwei Wochen neue Aufträge wieder annehmen. Damit musste die Münzprägeanstalt zum zweiten Mal in neun Monaten eingestehen, dass man die hohe Nachfrage nicht bedienen kann.

Aus charttechnischer Sicht haben derzeit eindeutig die "Bären" das Zepter in der Hand. Positiv zu werten ist jedoch der Umstand, dass es trotz eines neuen Mehrjahrestiefs zu keinem zusätzlichen Verkaufsdruck, sondern zu einem Comeback über die Marke von 15 Dollar kam. In der vergangenen Woche rutschte der Silberpreis zeitweise auf den niedrigsten Stand seit über fünf Jahren. Einige Silberexperten halten weiterhin einen finalen Sell-off für möglich. Ein Fünkchen Hoffnung generierte lediglich der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI). Er überwand nämlich die Marke von 30 Prozent, was in der Chartlehre als Kaufsignal interpretiert wird. Konterkariert wird dies allerdings durch den Umstand, dass sowohl die 100- als auch die 200-Tage-Linie derzeit eindeutig bergab tendieren. Und das sehen Chartisten in der Regel gar nicht gerne.

Auf Seite 3: Zum Commitments of Traders-Report





Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.