Für die Trends an den Terminmärkten interessieren sich auch Silberfans besonders stark. Einmal pro Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) über die an der Terminbörse Comex getätigten Transaktionen bei Silber-Futures, wo ein Kontrakt den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber repräsentiert. In diesem Zusammenhang interessieren sich Anleger unter anderem für das allgemeine Interesse an Silber-Futures, welches in der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt. Noch wichtiger als dieser Indikator sind aber die Zahlen zu werten, wie sich im Vergleich zur Vorwoche die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Daraus kann man dann erkennen, wer optimistischer, skeptischer oder pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 2. Mai ist das Interesse an Silber-Futures regelrecht eingebrochen. Innerhalb einer Woche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 214.782 auf 189.240 Futures (-11,9 Prozent) deutlich reduziert. Auch die Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren hat im Berichtszeitraum massiv gelitten. So reduzierte sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 108.089 auf 86.574 Futures (-19,9 Prozent) und verbuchte damit den heftigsten prozentualen Einbruch seit Dezember 2015.
Wieder einmal war unter großen und kleinen Terminspekulanten allerdings keine einheitliche Stimmungstendenz zu beobachten. Während Großspekulanten erheblich skeptischer geworden sind, was an der von 93.613 auf 71.367 Kontrakte (-23,8 Prozent) gesunkenen Netto-Long-Position abzulesen ist, hat sich unter den Kleinspekulanten die Stimmung deutlich aufgehellt. Deren Netto-Long-Position kletterte nämlich von 14.476 auf 15.207 Kontrakte (+5,0 Prozent), was den höchsten Wert seit Dezember darstellt.
Auf Seite 2: Charttechnik Silber - Von Viermonatstief leicht erholt
Charttechnik Silber - Von Viermonatstief leicht erholt
Aus charttechnischer Sicht hat sich beim Silberpreis in den vergangenen Wochen die Lage erheblich eingetrübt. Negative Belastungsfaktoren gibt es derzeit en masse. Fangen wir mit der 200-Tage-Linie an. Diese wurde nämlich in der zweiten Aprilhälfte signifikant unterschritten, was in der Chartlehre als klares Verkaufssignal gilt. Dass die langfristige Durchschnittslinie nach unten gedreht hat, ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen und als weiterer negativer Begleitumstand zu werten. Das Verletzen der im Bereich von 17 Dollar angesiedelten Unterstützungszone hat das charttechnische Sentiment zusätzlich getrübt. Nun droht ein Test der nächsten Unterstützungszone, die im Bereich von 16 Dollar verläuft. Richtig prekär würde die Lage allerdings bei einem Rutsch in Richtung 14 Dollar werden. Darunter notierte Silber zuletzt Mitte 2009, als die globalen Finanzsysteme aufgrund der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers nahe am Abgrund standen.
Ein bisschen Hoffnung macht allerdings der Timingindikator Relative-Stärke-Index, der aktuell unter 30 Prozent notiert und somit eine überverkaufte Lage anzeigt. Ein Kaufsignal entstünde mit dem Überwinden der 30-Prozent-Hürde. Ein solches Einstiegssignal gab es im vergangenen Dezember zu beobachten. Nachfolgend verbuchte der Silberpreis einen Wertzuwachs von mehr als 12 Prozent, als nachhaltiges Trendwechselsignal hat es sich allerdings nicht erwiesen. Darauf müssen Anleger offensichtlich weiterhin warten.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.