Laut aktuellem Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC tendierte das allgemeinen Interesse an Silber-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte - erneut bergauf. So erhöhte sich in der Woche zum 9. Juni der sogenannte Open Interest von 169.700 auf 175.200 Futures (+3,3 Prozent). Deutlich skeptischer sind Großspekulanten (Non-Commercials) geworden, während sich der Optimismus der Kleinspekulanten (Non-Reportables) marginal erhöht hat. Auf Wochensicht hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten erstmals seit fünf Wochen reduziert. Gegenüber der Vorwoche gab es nämlich einen Rückgang von 53.900 auf 50.200 Kontrakte (-7,0 Prozent) zu beklagen.
Großspekulanten sind im Berichtszeitraum dadurch aufgefallen, dass sie ihr Short-Engagement mit 4.500 Kontrakten stärker ausgebaut haben als ihr Long-Exposure (plus 660 Futures). Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 37.200 auf 33.400 Kontrakte (-10,2 Prozent) kräftig reduziert. Kleinspekulanten haben sowohl ihre Long- als auch ihre Short-Positionen in ähnlichem Ausmaß zurückgefahren. Dies schlug sich bei der Netto-Long-Position in einem leichten Plus von 16.700 auf 16.800 Futures (+0,6 Prozent) nieder.
Silber musste im Zuge der Corona-Krise sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite empfindliche Einbußen hinnehmen. Nun darf man gespannt sein, welcher Effekt sich auf den Preis des Edelmetalls stärker auswirken wird. Auf lange Sicht besteht erhebliches Nachholpotenzial. Zum einen, weil das Edelmetall noch weit unter seinem bisherigen Rekordhoch von fast 50 Dollar notiert. Zum anderen, weil es im Vergleich zu Gold als ausgesprochen preiswert eingestuft werden kann. Das historisch hohe Gold/Silber-Ratio von aktuell rund 100 liefert hierfür den besten Beweis. Dieser Indikator zeigt an, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. In diesem Jahr hat er sich mit einem Rekordhoch von über 125 von seinem langjährigen Mittelwert weit entfernt. Werte im dreistelligen Bereich gab es zuletzt (für kurze Zeit) vor 30 Jahren zu vermelden. Ein deutlicher Rückgang der aktuellen Extremwerte, würde zu einer Outperformance von Silber gegenüber Gold führen.
Silber: Charttechnische Hochspannung
Unter charttechnischen Aspekten steigt bei Silber die Spannung. Aktuell befindet sich das mit großem Abstand günstigste Edelmetall auf Tuchfühlung mit der langfristigen 200-Tage-Linie. In der Chartlehre gilt ein markantes Unterschreiten dieser Durchschnittslinie als starkes Verkaufssignal. Im März rutschte Silber darunter und verlor daraufhin innerhalb von lediglich zwei Wochen 30 Prozent an Wert. In der ersten Jahreshälfte 2019 erwiesen sich solche Ausstiegssignale hingegen stets als "Bärenfallen". Einen tragfähigen Boden sollte der Silberpreis unbedingt im Bereich der massiven Unterstützungszone von 16,50 Dollar finden. Noch kann man die jüngste Talfahrt als ganz normale technische Korrektur interpretieren, schließlich hat sich das Edelmetall von Mitte März bis Ende Mai in der Spitze um mehr als 50 Prozent verteuert. Daher kann man die jüngste Entwicklung als Konsolidierung auf erhöhtem Niveau interpretieren. Angesichts der ungewissen Konjunkturperspektiven und der erneuten Geldflut sprechen mehr Argumente für den Kauf als für den Verkauf von Silber.
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