Silberpreis: Unter den Profis wächst die Vorsicht
· Börse Online RedaktionDer einmal pro Woche veröffentlichte Stimmungsbericht der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, der die Transaktionen und damit verbundenen Stimmungsveränderungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) aufzeigt, wies in der Woche zum 13. September eine uneinheitliche Tendenz aus.
So hat das allgemeine Interesse an Silber-Futures, welches an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) abzulesen ist, in der Woche zum 13. September von 199.197 auf 193.953 Futures (-2,6 Prozent) abgenommen. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten ging es ebenfalls nach unten. Hier war ein Minus von 99.582 auf 96.675 Kontrakte (-2,9 Prozent) registriert worden. Wieder einmal entwickelte sich die Stimmung großer und kleiner Terminspekulanten völlig konträr - Großspekulanten sind skeptischer und Kleinspekulanten zuversichtlicher geworden.
So haben Großspekulanten im Berichtszeitraum ihre Long-Seite um über 4.000 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Short-Engagement um mehr als 2.000 Futures nach oben gefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche per Saldo von 88.028 auf 81.568 Kontrakte (-7,3 Prozent) reduziert. Dies stellt den niedrigsten Wert seit zwölf Wochen dar. Unter den Kleinspekulanten war hingegen eine wachsende Zuversicht zu beobachten. Weil sie die Zahl short positionierter Futures massiv reduziert haben, ging es mit deren Netto-Long-Position von 11.554 auf 15.107 Futures (+30,8 Prozent) kräftig bergauf.
Losgelöst von dieser kurzfristigen Entwicklung kann man seit dem Jahreswechsel sowohl unter großen als auch unter kleinen Terminspekulanten einen deutlich erhöhten Optimismus ausmachen. Ein von der Nachrichtenagentur Bloomberg veröffentlichter Sentimentindex über den Silberoptimismus zeigt mit fast 60 Prozent derzeit ebenfalls einen relativ hohen Wert an. Dies alles dürfte mitverantwortlich sein, dass die Kursrally bei Silber zuletzt etwas ins Stocken geraten ist.
Auf Seite 2: Demnächst Future auf Gold/Silber-Ratio handelbar
Der Terminbörsenbetreiber CME Group hat ab dem 24. Oktober einen Future-Kontrakt im Angebot, der sich erstmals auf das Gold/Silber-Ratio bezieht. Dieses Verhältnis zeigt an, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Derzeit liegt die Kennzahl bei 69. In den vergangenen 20 Jahren schwankte das Gold/Silber-Ratio zwischen 32 und 82, wobei ein niedriger (hoher) Wert Silber als relativ teuer (günstig) erscheinen ließ. Besonders interessant: Hohe Werte erwiesen sich in der Vergangenheit häufig als gute Einstiegsgelegenheit. Anfang März markierte zum Beispiel die Kennzahl mit über 83 den höchsten Stand des Jahres. Seither verteuerte sich Silber um über 30 Prozent, während Gold im selben Zeitraum lediglich ein Plus von 21 Prozent erzielt hat.
Wichtig für Anleger: Ein sinkendes Gold/Silber-Verhältnis weist zwar auf eine potenziell mögliche Outperformance von Silber gegenüber Gold hin, steigende Silberpreise sind dadurch aber nicht zwangsläufig garantiert. In Edelmetallschwächephasen konnte man sich aber stets damit trösten, dass Silber bei nachgebendem Gold/Silber-Ratio weniger als Gold verloren hat. Mit dem geplanten Future auf die Relation beider Edelmetalle können hochspekulative Investoren - losgelöst von der absoluten Wertentwicklung beider Edelmetalle - hohe Gewinne erzielen, falls sie bei der Auswahl ihres Favoriten richtig liegen. Pro Indexpunkt wird der Inhaber des Future bei richtiger Prognose 500 Dollar reicher oder bei falscher Einschätzung um 500 Dollar ärmer. Wer Investments in Edelmetalle vor allem als sichere Häfen betrachtet, wird mit dieser Innovation eher nichts anfangen können.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.