Überraschenderweise wies der am Montagabend veröffentlichte Commitments-of-Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC trotz der jüngsten Silberpreisschwäche einen leichten Zuwachs beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures aus. Gegenüber der Vorwoche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 161.000 auf 162.100 Futures (+0,7 Prozent) erhöht. Dies stellte den höchsten Stand seit zwei Monaten dar. Wie in den Wochen zuvor, gab es bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) besonders starke Stimmungsveränderungen zu beobachten, während unter Großspekulanten (Non-Commercials) keine großen Sprünge registriert wurden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten machte sich dies in einem Rückgang von 61.700 auf 60.200 Kontrakte (-2,5 Prozent) bemerkbar.
Weil zum Beispiel Großspekulanten ihr Long-Exposure (minus 860 Futures) und ihre Short-Seite (plus 930 Kontrakte) ähnlich stark zurückgefahren haben, tendierte deren Netto-Long-Position von 45.600 auf 45.700 Kontrakte (+0,2 Prozent) leicht nach oben. Bei kleinen Terminspekulanten war hingegen vor allem der markante Ausbau der Short-Seite um 950 Kontrakte für den kräftigen Rückgang der Netto-Long-Position von 16.100 auf 14.500 Futures (-10,0 Prozent) verantwortlich.
Trotz des jüngsten Kursrückgangs weist das Edelmetall Silber für 2020 auf Dollarbasis eine "ordentliche Performance" von 33 Prozent aus. Damit entwickelte es sich deutlich besser als der Goldpreis (plus 20 Prozent). Vor allem institutionelle Investoren haben in diesem Jahr verstärkt Gefallen an einem Silberinvestment gefunden. Dies lässt sich besonders gut am weltgrößten Silber-ETF iShares Silver Trust ablesen. Seit Ende Dezember hat sich zum Beispiel dessen Anzahl institutioneller Anteilseigner bis Ende September von 481 auf 629 (+30,8 Prozent) deutlich erhöht. Außerdem haben sie bis dato ihre Bestände an Silber-ETFs von 76,6 Millionen auf 156,6 Millionen Anteile mehr als verdoppelt.
Da diese Gruppe von Marktakteuren häufig über einen kurzfristigen Anlagehorizont verfügt und ETFs aufgrund ihrer niedrigen Transaktionskosten für kurzfristige Spekulationen deutlich besser geeignet sind als Silberbarren bzw. -münzen dürften sie für die jüngste technische Korrektur mitverantwortlich gewesen sein, schließlich belaufen sich die seit Ende September verzeichneten Silberabflüsse auf immerhin 45 Millionen Feinunzen. Bis zum nächsten Update der aktuellen Besitzverhältnisse beim iShares Silver Trust müssen sich die Anleger aber noch etwas gedulden. Mitte Februar wird dann die US-Aufsichtsbehörde SEC den nächsten Quartalsbericht mit Stand Ende Dezember veröffentlichen.
Silberchart: Massive Unterstützung zeitweise verletzt
Aus charttechnischer Sicht fiel beim Silberpreis vor allem das temporäre Verletzen der im Bereich von 23 Dollar angesiedelten Unterstützung auf. Dieses Verkaufssignal scheint sich mittlerweile als Fehlsignal erwiesen zu haben. Dennoch sollte diese Marke weiterhin im Auge behalten werden. Im Falle eines erneuten Unterschreitens würde nämlich in Ermangelung weiterer Unterstutzungsbereiche ein Test der langfristigen 200-Tage-Linie drohen, die gegenwärtig im Bereich von 20,60 Dollar angesiedelt ist. Dann wird es richtig spannend, schließlich gilt ein Verletzen dieser Durchschnittslinie unter Chartisten als besonders starkes Verkaufssignal. Unter Timingaspekten spricht für Silber, dass im Falle einer weiteren Abwärtsbewegung der Relative-Stärke-Index eine überverkaufte Lage anzeigen und die Chance auf ein RSI-Kaufsignal (Sprung über 30 Prozent) erhöhen würde. Nur zur Erinnerung: In der zweiten Märzhälfte folgte auf ein solches Signal eine Silberrally von über 100 Prozent.
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