Die sogenannte EEG-Umlage, die grundsätzlich alle Verbraucher zahlen müssen, sinke auf etwas über 3,7 Cent pro Kilowattstunde von derzeit 6,5 Cent. Die Umlage hat in der Vergangenheit für Privat-Haushalte rund ein Viertel des Gesamt-Strompreises ausgemacht. Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt bedeutet die Senkung eine Entlastung im nächsten Jahr von rund 100 Euro. Auch viele Industriebetriebe werden von der Senkung profitieren.
Die vier großen Stromnetz-Betreiber wollen die Höhe der EEG-Umlage am Freitag veröffentlichen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will sich angesichts der hohen Energiepreise dann ebenfalls äußern. Eine Stellungnahme zu den Angaben vom Donnerstag lehnte das Ministerium ab.
Die zuletzt rasant gestiegenen Sprit-, Gas- und Strompreise kurz vor dem Wintereinbruch haben europaweit die Regierungen alarmiert. Der Wirtschaftsaufschwung nach der Corona-Krise und geleerte Gas-Speicher nach einem strengen Winter hatten die Preise getrieben. Der Gas-Preis hat zudem einen erheblichen Einfluss auf die Strompreise.
HOHE BÖRSENSTROMPREISE DRÜCKEN UMLAGE
In der Corona-Krise waren die Strompreise an den Börsen noch eingebrochen. Da die Erneuerbare-Energien-Umlage (EEG-Umlage) die Differenz zwischen den garantierten, höheren Abnahmepreisen für Solar- und Windparks und den Tarifen an der Börse ausgleicht, drohte sie auf fast zehn Cent zu steigen. Die Regierung sagte daher insgesamt elf Milliarden Euro zu, damit die Umlage nicht zu stark steigt.
Nun ist die Lage umgekehrt: Da die Strompreise derzeit an den Börsen auf Rekordhoch sind, ist die auszugleichende Differenz klein. Dies allein hätte bereits zu einer Senkung der Umlage auf 4,3 Cent geführt. Da außerdem der Bund Regierungskreisen zufolge weitere 3,25 Milliarden Euro zuschießt, wird die Umlage 2022 nun auf etwas über 3,7 Cent gedrückt.
Für den Privathaushalt könnten die Preise so in etwa stabil bleiben. "Die Senkung der EEG-Umlage ist eine gute Nachricht für Verbraucher*innen, denn der Strompreis liegt derzeit auf einem absoluten Rekordniveau", erklärte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24. Ein Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 5000 Kilowattstunden werde hier um fast 170 Euro durch die niedrigere Umlage entlastet. Andererseits müsse er wohl 22 Euro für die Stromleitungsgebühren mehr aufwenden. Auch die höheren Börsenstrompreise würden weitergegeben. Berechnungen der Denkfabrik Agora zufolge könnte der Endpreis für die Haushalte 2022 unterm Strich so zumindest nicht nennenswert steigen.
STROMPREISE ZENTRAL FÜR KLIMASCHUTZ UND NEUE REGIERUNG
Der Strompreis und die Umlage sind zudem wichtiges Thema für die Verhandlungen von SPD, Grünen und SPD. Für die Akzeptanz des Klimaschutzes sind bezahlbare Energiepreise wichtig. Die SPD hat sich die komplette Abschaffung der EEG-Umlage auf die Fahnen geschrieben. Auch die FDP strebt das an, die Grünen wollen sie zumindest weiter senken. Finanziert werden soll dies unter anderem durch die CO2-Abgabe auf Sprit, Gas und Heizöl, die diese fossilen Brennstoffe weiter verteuert. Da der Energieverbrauch Deutschlands künftig im Wesentlichen durch Wind- und Solarstrom gedeckt werden soll, gelten günstige Preise als zentral, um den Ausbau schneller voranzubringen.
rtr