An Chinas Aktienmärkten steigen die Kurse, auch weil Anleger jetzt auf Konjunkturhilfen der Regierung hoffen. Denn die Wirtschaft des Landes läuft längst nicht mehr rund. So waren Chinas Exporte im März gegenüber dem Vormonat um 15 Prozent eingebrochen. Auch das für 2015 erwartete Wirtschaftswachstum liegt mit sieben Prozent noch unter dem Vorjahreswert von 7,4 Prozent - der geringste Zuwachs seit 25 Jahren.

Die führenden deutschen Vermögensverwalter sehen den Aktienboom in China jedoch zunehmend skeptisch. Lediglich 27 Prozent der im Asset Manager Barometer von BÖRSE ONLINE befragten Experten trauen dem chinesischen Aktienmarkt weiteres Aufwärtspotenzial zu. 31 Prozent sehen dagegen Abwärtspotenzial. 19 Prozent rechnen damit, dass sich die Märkte auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren.

Shanghai bricht alle Rekorde

Zu Wochenbeginn sind die Aktienkurse an Chinas wichtigsten Handelsplätzen weiter gestiegen: Über zwei Prozent legten sie in Shanghai zu, fast drei Prozent in Hongkong. Die Anleger hoffen, dass die Zentralbank weitere Zinssenkungen vornimmt und die Regierung große Investitionsprogramme für die Infrastruktur startet. Vor allem Shanghai bricht derzeit alle Rekorde: Die Börse hat in den vergangenen zwölf Monaten um fast 100 Prozent zugelegt. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse einiger Banken und Energieversorger liegen mittlerweile bei 60.

Ralf Wiedmann von der AdVertum Vermögensverwaltung glaubt, dass die chinesische Regierung jederzeit in der Lage ist, den Kapitalmarkt zu regulieren. Stephan Albrech von Albrech & Cie verweist auf die extrem hohe Liquidität, die weiter investiert werden will. Dagegen kritisiert Jens Richter von Aktien & Fonds Vermögensverwaltung, dass die Regierung die Bevölkerung weiter in Aktien treibt. Dies sei eine "verantwortungslose Manipulation".

Die immer weiter steigenden Handelsumsätze haben inzwischen dazu geführt, dass die Börse Hongkong zum weltweit am höchsten bewerteten Börsenunternehmen geworden ist. Die Marktkapitalisierung liegt inzwischen bei 40 Milliarden Euro. Das ist mehr, als die Börsen Frankfurt, London und Paris zusammen auf die Waage bringen. Zum Vergleich: Frankfurts Börsenwert liegt derzeit bei rund 15 Milliarden Euro.

EHR

Auf Seite 2: Das Asset Management Barometer