Wie smart ist der Faktor Klima? Das ist eine der spannendsten Fragen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Ohne Zweifel hat die Corona-Krise den Trend zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigt - auch was die Finanzmärkte betrifft. So sind die Europa-Politiker fest entschlossen, ihr Konzept des "Green Deal" für den Kontinent umzusetzen. Mit den Geldern des vor Kurzem beschlossenen Wiederaufbaufonds sollen deshalb vor allem klimafreundliche Projekte gefördert werden.
Das würde auch die Nachfrage nach entsprechenden Anlagelösungen schüren. Investoren, die innerhalb des breiten Aktienmarkts auf die klimafreundlichsten und nachhaltigsten Unternehmen setzen, würden mit einem Renditeplus belohnt. Spezielle Klimaindizes und darauf basierende ETFs kommen peu à peu auf den Markt.
Smart Beta stößt in eine Lücke
Bessere Anlageergebnisse als mit traditionellen Indizes will bisher schon die Gruppe der Smart-Beta-ETFs liefern. Das sind Produkte mit alternativen Gewichtungsmethoden. Doch was bedeutet der Begriff? Wer mit einem normalen ETF in einen gängigen Index investiert, erhält genau den Ertrag und das Risiko des abgebildeten Marktes. Die Experten nennen das Beta. Aktive Fondsmanager wollen dagegen durch geschickte Einzeltitelauswahl den Markt schlagen und eine höhere Rendite erzielen - das sogenannte Alpha.
Smart-Beta-ETFs stoßen in die Lücke dazwischen: Im Vergleich zu den klassischen, nach Börsenwert gewichteten Indizes sind sie auf eine bessere und/oder schwankungsärmere Wertentwicklung aus. Auf aktives Management verzichten sie jedoch, um günstig zu bleiben. Stattdessen filtern sie das Aktienuniversum breiter Indizes wie MSCI World oder S & P 500 nach gewissen Eigenschaften der darin enthaltenen Titel. Einer der Filter kann die Dividendenrendite der Unternehmen sein, ein anderer die historische Schwankungsbreite der Aktien.
Auch Privatanlegern bieten die "smarten" ETFs Möglichkeiten, die Erträge eines Depots zu erhöhen oder das Chance-Risiko-Profil zu verbessern. Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen eine Dividendenstrategie oder ein Korb von schwankungsarmen Aktien dem traditionellen Index hinterherhinkt. Mit Smart-Beta-ETFs den Markt richtig zu timen, gehört deshalb zu den anspruchsvollsten Übungen.
Darauf weist in einer jüngeren Untersuchung auch Morningstar-Analyst Ali Masarwah hin. Als im ersten Quartal dieses Jahres die Aktienkurse abtauchten, habe der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility ETF eine hervorragende Outperformance erzielt. "Leider kamen die Zuflüsse in großem Stil erst im April, also dann, als die Aktienmärkte bereits wieder in den Erholungsmodus geschaltet hatten", so Masarwah. "Als sich im weiteren Verlauf des zweiten Quartals zeigte, dass der ETF nicht vollumfänglich an der Aufholjagd der Aktienmärkte partizipierte, kam der Abverkauf im Mai und Juni."
Der betreffende ETF des Anbieters iShares greift aus dem Weltaktienindex MSCI World vor allem die schwankungsarmen Titel heraus und investiert in diese. Das reduziert die Verluste bei Börseneinbrüchen wie im Februar/März. Dafür kann der ETF meist nicht mithalten, wenn die Kurse schnell wieder steigen. Timing-Versuche sind bei der Strategie also sehr problematisch.
Eine Outperformance-Garantie gibt es auch bei jenen ETFs nicht, die sich auf dividendenstarke Unternehmen konzentrieren. In volatilen Börsenzeiten können sie ein Depot normalerweise stabilisieren. In der Corona-Krise klappte das nicht so recht, weil sich vor allem Technologiewerte gut hielten - und die sind nicht die besten Dividendenzahler.
Das lenkt den Blick zahlreicher Anleger nach wie vor auf Wachstumsunternehmen, die häufig der Technologiebranche angehören - und Trends wie der wachsende Onlinehandel oder die zunehmende Digitalisierung des Alltags spielen den betreffenden Firmen auch in Zeiten von Corona in die Hände. Wer auf ETFs setzt, die sich auf Wachstumsunternehmen konzentrieren, sollte auch weiterhin mit guten Gewinnen rechnen können. Die Bereitschaft, größere Schwankungen auszuhalten, gehört allerdings dazu.
INVESTOR-INFO
SPDR Euro Divid. Aristocrats
Beständige Zahlmeister
Dieser ETF setzt auf einen Index des Anbieters Standard & Poor’s, der die Wertentwicklung der 40 Unternehmen der Eurozone mit der höchsten Dividendenrendite abbildet. Zusätzliches Kriterium: Die Unternehmen müssen eine Ausschüttungspolitik mit steigenden oder beständigen Dividenden für mindestens zehn aufeinanderfolgende Jahre aufweisen. Der Corona-Crash zog etliche Dividendentitel stark nach unten, über viele Jahre erbrachte die Strategie aber sehr gute Ergebnisse.
iShares MSCI World Min. Vol.
Stark bei Kursabschwüngen
Sogenannte Minimum-Volatility-ETFs passen herkömmliche Indizes so an, dass vor allem schwankungsarme Titel enthalten sind. Bei Kurseinbrüchen oder Schaukelbörsen liefert diese Strategie Mehrwert. Erst nach einem Crash einzusteigen bringt aber wenig, da der ETF in Aufschwüngen oft hinterherhinkt. Im ersten Quartal hat der ETF um knapp fünf Prozentpunkte besser abgeschnitten als der MSCI World Index, auf Jahressicht liegt Letzterer um rund fünf Prozentpunkte vorn.
Deka Europe Strong Growth
Der Überflieger
Die Auswahl an ETFs, die auf den Faktor Wachstumsstärke setzen, ist nicht besonders groß. Mit Abstand das beste Produkt bietet die Deka mit dem ETF Stoxx Europe Strong Growth 20. Er versammelt unter seinem Dach die 20 "reinsten" Wachstumsunternehmen Europas. Diese werden durch die Analyse von sechs fundamentalen Kennzahlen bestimmt. Auf Sicht der vergangenen fünf Jahre lieferte der ETF einen Wertzuwachs von rund 90 Prozent, der breite Index Stoxx Europe 600 erbrachte gerade einmal zehn Prozent Plus.