Die Netzbetreiber müssen sich innerhalb des zweieinhalbstündigen Naturschauspiels zunächst auf einen Wegfall der in den vergangenen Jahren stark ausgebauten Solarenergie einstellen, ehe diese später wieder mit voller Last in die Netze drängt. "Die Stimmung ist konzentriert aber zuversichtlich, dass es gut läuft", sagte ein Sprecher des Stromnetzbetreibers Amprion am Freitag. Auch der Netzbetreiber Tennet hat erklärt, auf die Sonnenfinsternis gut vorbereitet zu sein.

Damit es keine Stromausfälle gibt, müssen die Netze stets im Gleichgewicht zwischen Strom-Einspeisung und -Verbrauch gehalten werden. Während es bei der letzten Sonnenfinsternis in Deutschland 2003 nur wenige Solaranlagen auf den Dächern der Republik gab, sind es inzwischen im Zuge der Energiewende Anlagen mit einer Leistung von über 38.000 Megawatt. Dies entspricht der Leistung von knapp 40 Atomkraftwerken. Wenn diese ausfallen, müssen konventionelle Anlagen wie Kohle- und Gaskraftwerke einspringen. Dies regeln die Netzbetreiber, die bereits Reserveenergie gesichert haben. Die Kosten dafür werden auf die Stromkunden umgelegt.

Einige Betriebe der energieintensiven Industrie stellen sich darauf ein, dass ihre Fabriken herunter gefahren werden. "Wir sind vorbereitet, vom Netz zu gehen", sagte ein Sprecher des Aluminiumkonzerns Hydro Aluminium im nordrhein-westfälischen Neuss.

Die Sonnenfinsternis hat auch die politische Debatte um die Energiewende befeuert. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hatte am Donnerstag erklärt, selbst wenn der Test gut ausgehe, müssten die deutschen Stromnetze konsequent ausgebaut und modernisiert werden. Die Bundesregierung setzt dabei unter anderem auf den Bau großer Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland. Sie trifft damit jedoch bei der bayerischen Landesregierung auf Widerstand, die sich mit dem Blick auf Proteste von Anwohnern für einen zurückhaltenden Ausbau der Leitungen ausgesprochen hat. rtr