DEFLATIONSBEKÄMPFUNG
Das schärfste Schwert der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in normalen Zeiten der Leitzins. Dieser liegt aber seit längerem bereits bei 0,05 Prozent. Damit ist die Waffe stumpf geworden. Die Notenbank muss also andere Maßnahmen ergreifen, um eine Deflation abzuwenden. Denn die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Davon ist sie derzeit meilenweit entfernt. Zuletzt fielen die Preise in der Euro-Zone sogar um 0,2 Prozent. Warum ist das gefährlich? Verbraucher halten sich dann oft zurück, weil sie erwarten, Produkte bald noch günstiger zu bekommen. Unternehmen verdienen weniger, bauen Personal ab und investieren kaum noch. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang, die nur schwer zu stoppen ist.
GELDSCHWEMME
Um eine solche Situation zu verhindern, dürften riesige Summen in den Geldkreislauf gepumpt werden. Es werden Beträge von bis zu einer Billion Euro erwartet. Das kann über QE am leichtesten erreicht werden. Die EZB kauft dann den Geschäftsbanken im großen Stil Wertpapiere - insbesondere Staatsanleihen - ab. Denn im Vergleich zu anderen Schuldtiteln wie Unternehmensanleihen ist der Markt für staatliche Bonds in Europa deutlich größer - die EZB kann daher hier die größte Wirkung erzielen. Dabei schafft die Notenbank durch die Käufe zusätzliche Liquidität - sprich sie druckt mehr Geld.
WAS SOLL QE BRINGEN?
Kauft die Notenbank massenhaft Staatsanleihen, steigen tendenziell die Anleihenkurse und die Renditen sinken entsprechend. Das Kalkül: Banken werden aus diesen Schuldtiteln herausgedrängt, da sie weniger Zinsen bringen. Sie haben dann mehr Kapital für andere Bereiche zur Verfügung - und vergeben idealerweise wieder mehr Kredite. Damit würde die Geldschwemme der lahmenden Wirtschaft zugutekommen. Auch die Teuerungsrate würde dann tendenziell wieder steigen.
Andere Notenbanken - etwa in den USA oder Großbritannien - haben nach der Finanzkrise 2008 bereits zu diesem Instrument gegriffen, um ihre Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Auch die Notenbank in Japan - das Land steckte jahrelang in einer Deflation - versucht damit der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen.
Reuters