Vorstandschef Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft hatten am Dienstag ihren Hut nehmen müssen. Neue Bewegung in den Poker um Stada könnte auch durch den aktivistischen Investor Elliott kommen, der zwei Insidern zufolge bei dem hessischen Unternehmen eingestiegen ist. Bain, Cinven, Stada und Elliott wollten sich dazu nicht äußern.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, Elliott halte bereits mehr als fünf Prozent an Stada und könnte das noch in dieser Woche mitteilten. Der Hedgefonds des umtriebigen US-Investors Paul Singer habe in der vergangenen Woche damit begonnen, Stada-Aktien zu kaufen. Das könnte den Plan von Bain und Cinven ins Wanken bringen. Sie versuchen, Hedgefonds und andere Stada-Investoren zu bindenden Zusagen zu bewegen, ihre Aktien im zweiten Anlauf anzudienen.

Doch mit Elliott hätten diese eine Alternative. Bloomberg berichtete, Elliott arbeite selbst an einer Struktur, die einem Bieterkonsortium den Weg bereiten könnte. Diesem würde Elliott nicht nur sein Anteilspaket andienen, sondern sei auch bereit, den Zukauf zu finanzieren und damit weitere Gebühren einzustreichen. Damit könne der Bieter die Annahmeschwelle auf 50 Prozent senken.

ELLIOTT SPIELT MIT DEUTSCHEN AKTIENRECHT



Der Investor ist einer von wenigen aktivistischen Fonds, die sich in Deutschland tummeln und sich das deutsche Aktienrecht zu Nutze machen - um die Bieter zu einem höheren Angebot zu zwingen oder eine höhere Abfindung herauszuholen. Das finanzielle Risiko bei Stada ist für Elliott gering: Die Aktien notierten deutlich unter den 66 Euro, die Bain und Cinven bereit sind zu zahlen.

Die Finanzinvestoren waren mit ihrer Offerte für Stada zunächst gescheitert. Nur 65,5 Prozent der Aktionäre nahmen die Offerte an - das waren zwei Prozent weniger, als Bain und Cinven zur Bedingung gemacht hatten. Sie bereiten laut Stada aber einen neuen Anlauf vor und wollen sich von der einjährigen Wartefrist befreien lassen, die sie nach dem Scheitern eigentlich einhalten müssten. Das müsste von der Finanzaufsicht BaFin genehmigt werden. Der Schlüssel liegt aber beim Stada-Vorstand, der einem neuen Anlauf zustimmen muss.

Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker hatte nach dem Vorstandswechsel erklärt, Stada werde mögliche weitere Offerten "unvoreingenommen prüfen und bewerten". Der neue Vorstandschef Engelbert Tjeenk Willink, der zuvor unter anderem Mitglied der Unternehmensleitung bei Boehringer Ingelheim war, will alle Optionen "im Interesse der Aktionäre und der Belegschaft" abwägen.

Elliott hatte bereits bei einer Übernahme in Deutschland eine Rolle gespielt, die als Vorbild für einen neuen Anlauf von Bain und Cinven bei Stada gilt. Der US-Konzern McKesson war im ersten Anlauf zum Kauf des Pharmahändlers Celesio am Widerstand von Elliott gescheitert, Elliott ließ sich sein Celesio-Aktienpaket aber im Nachhinein vom Großaktionär Haniel abkaufen - für einen etwas höheren Preis.

rtr