Den Jahreswechsel haben viele Menschen genutzt, um sich gute Vorsätze zu nehmen. Oft geht es bei diesen Plänen darum, etwas Neues zu wagen. Auch ­Anleger sollten sich regelmäßig fragen, ob die eingeschlagene Richtung sinnvoll ist oder ob man bekannte Pfade nicht einmal verlassen sollte.

Für Investoren, die Lust auf Ungewöhnliches haben, hat €uro am Sonntag das Angebot an börsengehandelten Indexfonds durchstöbert und einige Spezial-ETFs aufgespürt. Diese folgen nicht den gängigen Kursbarometern wie DAX oder S & P 500, sondern Indizes mit einer besonderen Ausprägung.

Die Zahl ausgefallener ETFs hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Meist werden sie unter den Schlagworten "Smart Beta" oder "Strategic Beta" vertrieben. Sie wollen der normalen Marktbewegung, dem Beta, einen Dreh geben, um besser abzuschneiden als die bekannten Leitindizes. Im Folgenden stellt die Redaktion Aktienportfolios der exotischeren Art vor.

Unternehmen, die ihre Aktien zurückkaufen, gelten als besonders vielversprechend. Denn damit signalisiert die Konzernspitze, dass sie die eigenen Aktien für eine gute Anlage hält und optimistisch in die Zukunft blickt. Der Invesco Global Buyback Achievers investiert weltweit in Konzerne, die in dieser Hinsicht besonders umtriebig sind.

Der Index setzt sich aus Aktien von Unternehmen zusammen, die während der vergangenen zwölf Monate die Anzahl ihrer umlaufenden Aktien um fünf Prozent oder mehr gesenkt haben. Die rund 200 Titel im ETF sind über diverse Branchen verteilt. Zu den Top-Positionen zählen Apple, der britisch-australische Minenbetreiber Rio Tinto und der japanische Telekomkonzern NTT Docomo. Die Strategie brachte in den vergangenen Jahren eine etwas höhere Rendite als der breite MSCI All Country World Index.

Auf eine andere Art und Weise will der VanEck Vectors Morningstar US Wide Moat starke Unternehmen aufspüren. In den abgebildeten Index werden US-Konzerne aufgenommen, die über langfristige und nachhaltige Wettbewerbsvorteile verfügen. Dazu zählen etwa Patente, hohe Wechselkosten für die Kunden, Netzwerkeffekte oder eine effiziente Skalierung. Zusätzlich darf die Aktie nicht überbewertet sein. Viele der knapp 50 Unternehmen im Portfolio stammen aus den Sektoren Gesundheit und Technologie, zum Beispiel der Softwareanbieter Salesforce oder der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb. Seit seiner Auflegung vor etwas mehr als vier Jahren hat der ETF deutlich besser abgeschnitten als der US-Leitindex S & P 500 und seinen Wert verdoppelt.

Die Strategie des iShares MSCI Europe Momentum Factor hat mit fundamentalen Unternehmenszahlen nichts zu tun. Statt auf die wirtschaftliche Stärke eines Konzerns zu achten, spielt lediglich die Kursentwicklung eine Rolle. Der ETF kauft diejenigen Aktien aus dem MSCI Europe Index, die in den vergangenen sechs und zwölf Monaten die stärkste Aufwärtsbewegung gezeigt haben.

Diese Strategie basiert auf der Annahme, dass hohe Zuwächse Anleger anziehen und so den Nährboden für weitere Gewinne bereiten. Seit Anfang 2017 erzielte der ETF ein Plus von etwas mehr als 30 Prozent, der Standard-Europa-Index stieg "nur" um 24 Prozent.

Neben den Smart-Beta-Produkten werden zunehmend ETFs angeboten, die bestimmten Themen folgen. Deren Abgrenzung läuft ausdrücklich nicht entlang der Grenzen der typischen Sektoren wie IT, Finanzwesen oder Konsumgüter. Vielmehr setzen die ETFs branchenübergreifend auf Aktien, die zum Thema passen.

Jahrhundertthema Digitalisierung


Vom zunehmenden Einsatz moderner Computertechnologie können Anleger mit dem iShares Digitalisation profitieren. Der ETF investiert in Unternehmen, deren Schwerpunkt auf digital geprägten Dienstleistungen liegt. Diese können von neuartigen Bezahlmethoden über Onlineshopping bis hin zu Internetsicherheit reichen. Mit rund 150 Positionen aus Industrie- und Schwellenländern weltweit bietet der Indexfonds einen diversifizierten Zugang zu einem der bedeutendsten Themen des 21. Jahrhunderts.

Kaum weniger relevant ist die Frage, wie die Mobilität von morgen aussieht. Die Bedeutung des Elektroantriebs wird zunehmen, Verbrennungsmotoren dagegen dürften ihre stärkste Zeit hinter sich haben. Zudem werden neue Verkehrskonzepte gesucht. In dieses Segment können Anleger mit dem Xtrackers Future Mobility einsteigen. Der ETF ­bietet Zugang zu global tätigen Unternehmen, die in autonome Fahrzeuge, 3-D-Grafik, Elektro- und Hybridfahrzeuge sowie in Elektro- und Lithium­batterien investieren.

Fantasie bei Hanfproduzenten


Zu den heißen Anlagethemen zählt zurzeit auch Hanf. Die Legalisierung des Cannabis-Konsums in einigen Ländern hatte bis Frühjahr 2019 zu einem Boom bei Aktien von Hanfproduzenten geführt. Dem Hype folgte die Ernüchterung, weil die großen Produktionsmengen nicht verkauft werden konnten, und die Kurse sind auf ein angemessenes ­Niveau zurückgekommen. Am Montag wird in Frankfurt der erste ETF in Europa gelistet, mit dem sich das Thema spielen lässt. Wagemutige Anleger holen sich den Medical Cannabis and Wellness ETF ins Depot, um vom Potenzial der sich öffnenden Märkte zu profitieren.

Nicht minder heiß ist das Thema Computerspiele samt zugehöriger Wettkämpfe (E-Sports). Seit seiner Auflage vor gut sechs Monaten hat der VanEck Vectors Video Gaming and eSports ETF um fast 20 Prozent zugelegt. Er bildet die Wertentwicklung der globalen Videospiele- und E-Sports-Branche ab, die ein starkes Wachstum verzeichnet.

Wer in einzelne Themen investiert, muss sich stets der Enge bewusst sein, die ein bestimmter Markt aufweisen kann. Der Cannabis-ETF etwa enthält - als Extremfall - nur 13 Titel aus einer einzelnen Branche. Für eine breite Diversifikation ist das zu wenig. Themen-­ETFs sollten deshalb im Depot nur zur Beimischung eingesetzt werden. Als solche können sie aber einen willkommenen Renditekick liefern.