Der African National Congress (ANC) bleibt stärkste Kraft in Südafrika. Allerdings musste die seit 1994 regierende Partei bei den jüngsten Parlamentswahlen kräftige Einbußen hinnehmen. Staatspräsident und Parteivorsitzender Cyril Ramaphosa, seit einem Jahr im Amt, kann dennoch weiterhin mit absoluter Mehrheit regieren.
Zeit zu feiern hat der 66-Jährige nicht, denn er muss schnell handeln. Die Ratingagenturen Fitch und S & P beurteilen die Anleihen des mit 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldeten Landes bereits mit "Junk". Spätestens im November entscheidet Moody’s, ob Südafrika die Bonitätsnote "Investment Grade" noch verdient. Senkt auch diese Agentur den Daumen, dürften Anleger südafrikanische Staatsanleihen verkaufen. Die Währung, der Rand, würde dann an Wert verlieren und die Inflation steigen. Und für Ramaphosa wäre es noch schwerer, die Wirtschaft anzukurbeln. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr nur um 1,2 Prozent zulegen. Das reicht bei Weitem nicht, um die Jugendarbeitslosenrate von 50 Prozent zu senken. Ein Abbau ist dringend erforderlich, ansonsten drohen politische Unruhen, die ausländische Investoren abschrecken könnten.
Aufschluss, wie Ramaphosa die Probleme anpacken will, erhoffen sich Anleger von seiner Antrittsrede am 25. Mai. Legt er einen überzeugenden marktwirtschaftlichen Reformplan vor und bestimmt dazu erfahrene Politiker, kann dies den Rand wieder stärken und den Kurs der bis 2023 laufenden Staatsanleihe (siehe Chart oben) unterstützen. Doch Vorsicht: Mit Ankündigungen wird sich Moody’s nicht zufriedengeben. Die Ratingagentur will auch sehen, dass das Land spart. Eine Verkleinerung der aus 35 Ministern bestehenden Regierung wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.