€uro am Sonntag: Herr Keussen, müssen Eigentümer von Wohnungen und Häusern wegen Corona mit Wertverlusten rechnen?
Sven Keussen: Das lässt sich noch nicht sagen, weil wir nicht wissen, wie lange die Krise dauern wird. Aber ich rechne damit, dass der Anstieg der Preise für Wohnungen in vielen Städten nach dem Corona- Schock nicht mehr weitergeht. Eine Konsolidierung der Preise ist wahrscheinlicher als weitere Wertzuwächse.
Was meinen Sie mit Konsolidierung genau?
Das Angebot an Wohnungen wird zunehmen, weil viele Menschen wegen geringerer Einkünfte auf die Liquidität aus ihren Immobilien zurückgreifen müssen. Wenn die Krise nicht länger als zwei, drei Monate dauert, führt das größere Angebot nicht zwingend zu Preiseinbrüchen, aber die Qualität wird stärker über den Preis entscheiden. Für schlechte Immobilien werden nicht mehr so hohe Preise erzielt, gute werden weiterhin hoch gehandelt.
Immobilien gelten als Betongold, also als sichere Anlage. Trifft das eigentlich zu?
Es gab schon immer Fehlinvestitionen, wenn zum Beispiel zu viel bezahlt wurde. Langfristig, also auf Sicht von zehn oder mehr Jahren, haben sich Immobilien aber fast immer gelohnt.
Sie bewerten Immobilien. Wie geht das in so einer gewaltigen Krise überhaupt?
Wir bewerten immer den Ist-Zustand. Das heißt, wir betrachten die gegenwärtigen Marktgegebenheiten und nicht das, was in Zukunft im besten oder schlechtesten Fall werden könnte. Das geht auch jetzt.
Haben Sie jetzt eigentlich deutlich weniger zu tun?
Im Gegenteil: Viele Leute fragen gerade jetzt, was ihre Immobilie oder ihr Grundstück wert ist. Die wollen wissen, wie viel sie bekommen könnten, wenn das Geld wegen Corona sonst nicht mehr reicht.