Der genaue Hergang war zunächst unklar. Die Behörden gingen bis Mittwochabend von einem Einzeltäter aus. Er stach Augenzeugen zufolge auf einen Polizisten unmittelbar vor dem Parlamentsgebäude ein, bevor er von anderen Beamten niedergeschossen wurde. Auf der nahe gelegenen Westminster Brücke raste laut Behörden ein Auto in eine Gruppe Menschen. Die Polizei verstärkte ihre Einheiten in der gesamten Hauptstadt und rief die Öffentlichkeit auf, die Gegend rund um das Parlament zu meiden. Premierministerin Theresa May setzte eine Krisensitzung ihres Sicherheitsstabs an.

Viele Details waren zunächst unklar. Ein Journalist der "Daily Mail" sagte dem Lokalradiosender LBC, er habe gesehen, wie ein Angreifer durch offene Pforten auf das Parlamentsgelände gerannt sei. Er sei auf einen Polizisten mit etwas losgegangen, das wie ein Stock ausgesehen habe. "Der Polizist fiel zu Boden und das war ziemlich schrecklich anzusehen." Dann sei der Angreifer Richtung Eingang zum Unterhaus gerannt, der von den Abgeordneten genutzt werde. "Er kam etwa 20 Meter weit bevor zwei Typen in Zivil mit Waffen auf ihn schossen." Die laufende Parlamentssitzung wurde sofort unterbrochen. Reuters-Reporter hörten laute Knallgeräusche. Kurz darauf sahen sie, wie zwei Menschen am Boden in einem Hof auf dem Parlamentsgelände lagen. Zahlreiche bewaffnete Polizisten stürmten in das Gebäude.

"KATASTROPHALE VERLETZUNGEN"



Auf der Westminster Brücke, die über die Themse führt, boten sich ebenfalls schreckliche Szenen. Eine Frau, die zum Zeitpunkt des Geschehens in einem Reisebus saß, der die Brücke überquerte, sagte Sky News, sie habe gesehen, wie ein Auto plötzlich außer Kontrolle geraten sei. "Und dann fuhr es in Fußgänger auf der Brücke." Die Rettungsdienste seien eingetroffen. Menschen seien in alle Richtungen gerannt. Ein Reuters-Fotograf sagte, er habe mindestens ein Dutzend Verletzte auf der Brücke gesehen. Einige bluteten stark, und eine Person lag offenbar unter einem Bus.

Mehrere Opfer hätten "katastrophale Verletzungen" erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem St. Thomas Krankenhaus, das gegenüber vom Parlament auf der anderen Flussseite liegt. Die Regierung in Paris teilte mit, drei Verletzte seien Franzosen. Lokalmedien zufolge handelte es sich um Schüler im Alter von 15 oder 16 Jahren. Die Jugendlichen seien auf der Brücke von einem Auto angefahren worden. Eine Frau wurde schwer verletzt aus der Themse gezogen, wie die Londoner Hafenbehörde mitteilte.

VERSCHÄRFTE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN



Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte "mit Bestürzung" auf die Nachricht von den Angriffen auf Polizisten und Passanten in London. "Ich denke in diesen Stunden in Anteilnahme und Solidarität an unsere britischen Freunde und an alle Menschen in London." Bundesinnenminister Thomas de Maiziere sagte, es gebe Anzeichen dafür, dass es bei dem Anschlag in London einen terroristischen Hintergrund gebe. Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden in engem Kontakt mit ihren britischen Kollegen.

US-Außenminister Rex Tillerson sprach von einem "schrecklichen Gewaltakt". Das US-Präsidialamt teilte mit, Präsident Donald Trump habe mit May telefoniert. In New York wurden der Polizei zufolge die Sicherheitsvorkehrungen bei mit Großbritannien verbundenen Einrichtungen verstärkt.

Am 22. März vorigen Jahres hatten radikale Islamisten bei Anschlägen auf dem Flughafen und auf eine U-Bahn-Station in der belgischen Hauptstadt Brüssel 32 Menschen getötet. In London erstachen 2013 zwei britische Islamisten einen Soldaten im Südosten der Stadt. Der schwerste Anschlag der Nachkriegszeit in London ereignete sich im Juli 2005: Vier radikal-islamische britische Selbstmordattentäter rissen bei Bombenanschlägen auf den öffentlichen Nahverkehr 52 Menschen mit in den Tod.

rtr