Haben Sie schon mal über eine Fettabsaugung bei Ihrem Hund nachgedacht? Über Implantate gegen schlaffe Ohren? Oder vielleicht über ein Zahnbleeching für Ihre Katze?

Schönheitsoperationen fürs Haustier sind in den USA mittlerweile ein großer Trend. Hierzulande löst das eher (noch) Kopfschütteln aus. Nichtsdestotrotz geben auch die Deutschen Milliarden für Schnuffi und Co aus. Insgesamt lebten hierzulande 2017 rund 34,3 Millionen Haustiere. Die Katze nimmt auf der Beliebtheitsskala schon seit Langem den ersten Platz ein, gefolgt vom treuen Begleiter Hund. Aber auch Nager, Fische, Vögel und allerhand exotische Kleintiere finden immer öfter Einzug in unsere Haushalte.

Eine gute Nachricht für Unternehmen aus dem Bereich Heimtierbedarfs- und Futterhandel. Es ist nicht nur die steigende Anzahl an Haustieren - viele Besitzer legen mittlerweile deutlich mehr Wert auf ein gutes, ausgewogenes Futter für ihre Lieblinge, und das lassen sie sich auch etwas kosten. Auf diesen Trend hat die Futtermittelindustrie reagiert. Mit lecker klingenden Variationen wie Bio-Rind mit Kokosflocken oder Enten-Menu mit Brokkoli und Süßkartoffeln über das Super-Premium-Barf-Futter bis hin zu diversen Vitamin- und Ergänzungspulvern.

Der Umsatz mit Fertignahrung über alle Haustiergruppen betrug im vergangenen Jahr in Deutschland 3,1 Milliarden Euro. Insgesamt haben die Bundesbürger 2017 laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe 4,8 Milliarden Euro für Heimtierbedarf ausgegeben. Neuesten Prognosen zufolge sollen es in diesem Jahr rund fünf Milliarden werden. Vom allgemein starken Wachstum der Branche profitieren nicht nur Hersteller von Futtermitteln und Zubehör. Der tierische Friseursalon, Tierpsychologen, Wellnesseinrichtungen, Tierärzte und Kliniken - es gibt kaum etwas, was es für Vierbeiner nicht gibt.

Dicke Margen mit Abfällen



Der Sektor, bei dem sich die höchsten Margen erzielen lassen, ist aber wohl der Futtermittelbereich. Fertige Tiernahrung - die zum Großteil aus Schlachtabfällen wie Innereien, Fett, Schweineborsten, Hörnern, Schwarten und Knochen besteht, denen eine Vielzahl von Chemikalien (Farbstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker) zugefügt wird - ist im Vergleich um ein Vielfaches teurer als Fleisch, das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist. Unter Zuhilfenahme einer Lupe findet man auf einer herkömmlichen Dose Katzenfutter den Hinweis auf "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u. a. 4 % Huhn)". Die Kosten für diesen Vierprozentanteil an Schlachtabfällen dürften im niedrigen Cent-Bereich liegen.

Bei den beiden führenden Futtermittelherstellern Nestlé und Mars Inc. (Mars-Aktien befinden sich komplett in Familienbesitz) lässt dieser Sektor auf alle Fälle die Kassen klingeln. Beim Schweizer Konzern Nestlé etwa liegt der Anteil von Tiernahrung am Gesamtumsatz mittlerweile bei über elf Prozent. Mit Marken wie Purina, Gourmet, Felix und Beneful setzte Nestlé 2017 weltweit rund 12,5 Milliarden Schweizer Franken um.

Das US-Unternehmen Freshpet hat sich auf tiefgekühltes hochwertiges Hunde- und Katzenfutter spezialisiert. Seit 2014 an der Börse, vertreibt der Hersteller seine Produkte in über 10 000 Läden in Nordamerika - unter anderem bei großen Ketten wie Whole Foods Market und Walmart. 2017 erzielte Freshpet Erlöse von 156,4 Millionen Dollar. Für 2018 prognostizieren Analysten einen Anstieg von 22 Prozent auf 191,1 Millionen Dollar. Der Handel der Aktie in Deutschland ist allerdings dünn. Wer Zugang zur US-Börse hat, sollte diesen Weg bevorzugen.

Fachhandel vorn



Mit einem Umsatzanteil von rund 80 Prozent bleibt der Fachhandel der wichtigste Absatzweg für Bedarfsartikel und Zubehör, während sich der Lebensmitteleinzelhandel - dazu zählen auch Drogeriemärkte und Discounter - als der Hauptabsatzweg für Fertignahrung behauptete. Nach Anzahl der Verkaufsstellen führend ist Fressnapf mit rund 890 Filialen in Deutschland. Auf Platz 2 liegt das Futterhaus mit 290 Verkaufsstellen. Aber auch der Onlinehandel mit Tierprodukten gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Internethändler wie Zooplus oder auch Fressnapf (nicht börsennotiert) verdienen gut an unserer Liebe zu haarigen und gefiederten Mitbewohnern. Bei Zooplus etwa stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 23 Prozent auf 974 Millionen Euro. Damit liegt das Münchner SDAX-Unternehmen im Plan, die Jahresprognose von 21 bis 23 Prozent Umsatzwachstum zu erreichen. 2020 strebt Zooplus Erlöse von rund zwei Milliarden Euro an und will dann auch wieder schwarze Zahlen schreiben. Wegen der hohen Bewertung stufen wir den Wert aktuell allerdings nur mit "Beobachten" ein.

Medizinische Versorgung



Keine Frage, dass wir unsere Mitbewohner auch gesundheitlich wohlauf wissen wollen. Auf Medikamente für Tiere spezialisiert hat sich das US-Unternehmen Zoetis. Aus einer Abspaltung des US-Pharmariesen Pfizer entstanden, ist Zoetis mittlerweile eigenständig. Die Firma aus New Jersey erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 5,3 Milliarden US-Dollar und gehört damit zu den weltweit größten Tiergesundheitsunternehmen. Im Mai 2018 übernahm Zoetis mit Abaxis einen der führenden Anbieter für diagnostische Instrumente für die Tierarzneimittelversorgung. Ende 2015 hatten wir Zoetis erstmals empfohlen. Der Wert übertraf mittlerweile unser Kursziel von 54,00 Euro deutlich und markierte nun Anfang November sogar ein neues Rekordhoch.



Ebenso in den USA ansässig ist Idexx Laboratories. Das Unternehmen verdient gut mit diagnostischen Geräten, Produkten und Dienstleistungen für Haustiere und Nutzvieh. Idexx bietet Testkits für den Einmalgebrauch durch Tierärzte in der Praxis, Laborgeräte für Blutuntersuchungen sowie Tests zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten bei Nutztieren. 2017 setzte Idexx 1,97 Milliarden Dollar um, Analystenschätzungen zufolge soll der Erlös 2019 bei 2,45 Milliarden Dollar liegen - etwa 42 Prozent davon außerhalb der USA.

Konsolidierung läuft



Dass der Markt umkämpft ist, zeigt eine Reihe von Übernahmen. Bereits 2015 schnappte sich BC Partners den US-Tierfuttergiganten Petsmart. Anfang des Jahres übernahm der US-Lebensmittelhersteller General Mills für rund acht Milliarden Dollar den Futterhersteller Blue Buffalo Pet Products. Blue Buffalo gilt als US-Marktführer für natürliches Haustierfutter mit einem 2017er Nettoumsatz von 1,27 Milliarden Dollar. Der Sektor "frische Futtermittel" ist der am schnellsten wachsende Markt in diesem Bereich. Aus deutscher Sicht ist es sicher eher nachvollziehbar, dass Tierhalter Geld für hochwertiges Futter und eine gute Versorgung ihrer Lieblinge ausgeben statt für Schönheitsoperationen.



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