Im ersten Halbjahr brach das Ebit auf 6,0 von 21,4 Millionen Euro ein. "Einige unserer Initiativen haben sich verzögert", räumte Vorstandschef Hans Cornehl im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters ein. Tipp24 will unter anderem als Dienstleister für Lottogesellschaften im Ausland auftreten.

Auch im operativen Geschäft läuft es nicht rund. Der Umsatz - die Differenz aus Spieleinsätzen und ausgezahlten Gewinnen - sank im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 68,2 Millionen Euro - und das, obwohl der Spieleinsatz beim deutschen Lotto "6 aus 49" seit Mai 2013 um ein Drittel höher ist. "Wir haben den saisonalen Effekt unterschätzt", erläuterte Cornehl. "Die Kunden saßen während der Fußball-WM zuhause vor dem Fernseher und haben weniger Lotto gespielt." Dazu komme, dass die Lotto-Jackpots in diesem Jahr bisher klein blieben und weniger Gelegenheits-Spieler anlockten. An der Umsatzprognose für das laufende Jahr von 135 bis 145 (129,9) Millionen Euro hält Cornehl aber fest. "Die Jackpots gleichen sich statistisch über das Jahr wieder aus", sagte er. Die Tipp24-Aktie lag zum am Vormittag um knapp zehn Prozent im Minus.

Tipp24 operiert seit 2012 nur noch aus Großbritannien und Spanien, sein ursprüngliches Lotto-Online-Vermittlungsgeschäft ist in Deutschland per Glücksspiel-Staatsvertrag verboten. Die Mehrheit an den mit einer britischen Lizenz ausgestatteten Auslandsgesellschaften von Tipp24 hält eine Schweizer Stiftung, sie werden aber voll konsolidiert. Tipp24 veranstaltet praktisch eine eigene Lotterie auf Basis der in Deutschland gezogenen Lottozahlen, die Gewinnsummen zahlt damit Tipp24.

Für Verunsicherung sorgt bei den Anlegern seit Wochen ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach die Bundesländer "schon bald Überweisungen deutscher Spieler an ausländische Internet-Anbieter verbieten (wollen), ebenso wie den Rückfluss von Gewinnen". Tipp24 war als Beispiel genannt worden. Seither ist die Tipp24-Aktie um gut 30 Prozent eingebrochen.

Cornehl glaubt nicht, dass ein solches Verbot durchsetzbar wäre, wie er Reuters sagte. "Da müsste man ja jede einzelne Transaktion per Rasterfahndung durchforsten." Zudem wäre das Risiko für Banken enorm, die solchen Forderungen der Behörden nachkämen. Sie könnten von den Tipp24-Spielern für entgangene Gewinne in Regress genommen werden. "Denn das Geschäft unserer britischen Beteiligungen ist völlig legal."

Die Analysten von M.M. Warburg waren nach einem Gespräch mit dem zuständigen Ministerium in Niedersachsen zu dem Schluss gekommen, dass es bis zu einem Verbot noch ein weiter Weg sei. "Wir glauben, dass dieses komplexe Vorgehen in der Praxis kaum machbar ist", heißt es in der Studie. Die Behörden hätten auch eher illegale Anbieter in Deutschland im Visier, es gehe nicht um eine speziell gegen Tipp24 gerichtete Aktion.

rtr