Ein Firmensprecher entgegnete indes, der Vorstand habe ordnungsgemäß den Markt über eine mögliche Gewinnbelastung informiert, nachdem die Systemabfrage zunächst ergeben habe, dass der Jackpot geknackt worden ist. Diverse weitere Prüfungen hätten allerdings ergeben, dass doch keiner das große Los gezogen habe. Die Überprüfung der BaFin wertete der Sprecher daher als "reine Routine", die der Lottoanbieter nicht fürchten müsse.
Die Anleger waren nach der Rücknahme der Prognose aus dem SDax-Wert geflüchtet, die Aktie brach am Montag zeitweise um über zwölf Prozent ein. Nach der Rückkehr zur alten Prognose griffen die Investoren am Dienstag wieder zu, die Titel gewannen bis zu 5,6 Prozent.
Tipp24 hatte in den vergangenen Monaten mit Negativschlagzeilen den Aktienkurs unter Druck gesetzt. Die Papiere büßten seit Mitte Juli bereits rund 30 Prozent ein. Neben dem jähen Abgang von Finanzchef Andreas Keil nach nur 16 Monaten, musste Vorstandschef Hans Cornehl einräumen, dass die Geschäfte schwächer liefen als erwartet. Er kassierte Anfang August seine Erwartungen für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) und kündigte für 2014 nur noch 15 bis 25 (Vorjahr: 19,5) Millionen Euro an statt der bis dahin avisierten 25 bis 35 Millionen. Der Umsatz soll 135 bis 145 (130) Millionen Euro erreichen. An dieser Prognose hält Tipp24 nun fest.
Das Unternehmen operiert seit 2012 nur noch von Großbritannien und Spanien aus. Sein ursprüngliches Lotto-Online-Vermittlungsgeschäft ist in Deutschland per Glücksspiel-Staatsvertrag verboten. Die Mehrheit an den mit einer britischen Lizenz ausgestatteten Auslandsgesellschaften von Tipp24 hält eine Schweizer Stiftung, sie werden aber voll konsolidiert. Tipp24 veranstaltet praktisch eine eigene Lotterie auf Basis der in Deutschland gezogenen Lottozahlen, die Gewinnsummen zahlt damit Tipp24. Seit Wochen sorgen bei Anlegern Medienberichte für Verunsicherung, wonach die Bundesländer schon bald Überweisungen deutscher Spieler an ausländische Internet-Anbieter verbieten wollen, ebenso wie den Rückfluss von Gewinnen.
Reuters