Anfang Oktober veröffentlichte die Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG ihr traditionell im Herbst erscheinendes "Chartbook". Unter dem Kapitel "Jahrzehnt von Silber" wurde darin auch der "kleine Bruder von Gold" gebührend berücksichtigt. Stöferle und sein Team veröffentlichen regelmäßig im Frühjahr die weltweit angesehene Kapitalmarktstudie "In Gold we Trust", die in einer ausführlichen Variante und als Kompaktversion kostenlos erhältlich ist. Das "Chartbook" (auf Englisch) ist ebenfalls kostenlos abrufbar. Auf über 70 Seiten, aufgeteilt in sechs Themenkomplexe, wurden Anlegern wichtige Zusammenhänge und Entwicklungen in grafisch ansprechender Form vermittelt. Ein Kapitel widmet sich ausschließlich den Perspektiven des Silberpreises. Sieben Charts, Grafiken bzw. Tabellen zeigen auf, warum man trotz der eingetrübten charttechnischen Perspektiven auf Silber setzen sollte.

Diverse Indikatoren legen den Schluss nahe, dass Silber derzeit unterbewertet und somit unter fundamentalen Gesichtspunkten kaufenswert erscheint. In diesem Zusammenhang sei u.a. auf das Silber/S&P-500-Ratio verwiesen, welches derzeit signifikant unter seinem langjährigen Mittelwert notiert. Ein weiteres Kaufsignal liefert das Gold/Silber-Verhältnis (aktuell: xx). Sollte dieses in Richtung seines langjährigen Durchschnittswerts fallen, wäre dies mit einer starken Outperformance des Silberpreises (gegenüber Gold) verbunden, schließlich zeigt dieser Indikator an, wie viele Unzen Silber zum Kauf einer Unze Gold benötigt werden. Mit Blick auf das globale Silberangebot fällt zudem auf, dass sich sowohl die Primärproduktion (Minenförderung) als auch die Sekundärproduktion seit 2015 in einer Stagnationsphase befindet. Sollte in Zukunft die Nachfrage spürbar anziehen, dürfte dies zu einem kräftigen Preissprung nach oben führen. Aufgrund der erhöhten Kursschwankungsintensität (Volatilität) von Silber könnte dieser dann besonders heftig ausfallen.

Silber: Seitwärtstendenz gefährdet


Unter charttechnischen Aspekten überwiegen derzeit jedoch eindeutig die negativen Eindrücke. Aktuell versucht sich das Edelmetall oberhalb von 22 Dollar an einer Bodenbildung. Diese Marke erwies sich in den Jahren 2013 und 2014 als relativ resistent, musste sich aber im Herbst 2014 angesichts der massiven Verkäufe letztendlich geschlagen geben. Bislang generierte das jüngste Verletzen der im Bereich von 23 Dollar verlaufenden Unterstützungszone keinen größeren chartinduzierten Verkaufsdruck. Wichtig wäre nun, dass der Abwärtsdrang des Silberpreises nachhaltig gestoppt wird. Zur Vorsicht mahnt aber weiterhin der Blick auf die langfristige 200-Tage-Linie. Sie befindet sich nämlich im Begriff, nach einer fast einjährigen Aufwärtsbewegung wieder nach unten zu drehen, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal gilt. Um dieses Negativszenario zu vermeiden, gibt es nur eine Lösung: Der Silberpreis sollte möglichst bald und möglichst dauerhaft die Durchschnittslinie wieder überwinden, wodurch zudem ein Einstiegssignal ausgelöst wäre.

Überwiegend negative Signale liefern derzeit die meisten charttechnischen Timingindikatoren. Wie vor einer Woche steht laut Daten der Charttechnik-Website Tradingview das Pendel unverändert auf "Verkaufen". Lediglich zwei Indikatoren legen das "Kaufen" (Vorwoche: 2), neun das "Halten" (Vorwoche: 10) und 15 das "Verkaufen" von Silber (Vorwoche: 14) nahe. Argumente zum Kauf von Silber liefern derzeit eher fundamentale Faktoren.

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