Einmal mehr konnte sich der Bitcoin in der vergangenen Woche nach dem erneuten Test der Widerstandslinie bei 9400 US-Dollar erholen und wieder deutlich über der Marke von 10 000 Dollar etablieren. Auch der Fear-&-Greed-Index, der die Angst vor Kursrückgängen am Kryptomarkt misst, ist auf dem Weg in den neutralen Bereich. Zudem positiv: Für den Bitcoin eigentlich negative Faktoren konnten den Kursanstieg nicht verhindern.

So sind die geopolitischen Spannungen und der Handelsstreit zwischen den USA und China etwas in den Hintergrund getreten. Die Gefahr des No-Deal-Brexits hat sich ebenfalls zunächst verflüchtigt. Auch dass die Aktienmärkte positiv reagierten, konnte den Bitcoin nicht schrecken. Der Kurs der Kryptowährung legte deutlich zu. Dies spricht für seine aktuelle Stärke, die im September mit dem Beginn des ­Bitcoin-Futures-Handels an der Bakkt anhalten könnte. Bricht der Bitcoin-Preis signifikant nach oben aus, könnte es schnell auf neue Jahreshöchststände gehen. Einzelne Marktbeobachter sprechen bereits von einer möglichen vierten parabolischen Phase im Kursverlauf dieses Jahres. Diese könnte dann tatsächlich zu neuen Allzeithöchstständen führen.

Charttechnisch liegen Welten zwischen dem Bitcoin und den Altcoins. So sieht der Verlauf von Ethereum aktuell immer noch sehr schlecht aus. Nachdem sich die Preise vom Höchststand Ende Juni bei rund 360 Dollar mittlerweile halbiert haben, droht mit dem in der vergangenen Woche gebildeten Death Cross erneutes Ungemach. Denn ein Death Cross gilt als guter Indikator für weiter fallende Kurse. Bei dieser Konstellation durchbricht die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von oben nach unten. Das bedeutet, dass die kurzfristige Performance schlechter ist als die langfristige - ein bearishes Zeichen. Während es bei Ethereum gerade erst zur Ausbildung eines Death Cross kam, war das bei anderen großen Altcoins wie Ripple oder EOS schon vor einem Monat der Fall. Immerhin verlor deren Preis dann binnen zwei Wochen rund 20 Prozent.

Death Cross nicht überbewerten


Gerade bei den sehr volatilen Krypto­währungen sollte man diesen Indikator zwar nicht negieren, aber auch nicht überbewerten. Ein Gegenbeispiel ist Ethereum Classic, die vor zwei Wochen hier als interessante Trading-Chance vorgestellt wurde. Der Coin markierte vor drei Wochen ein Death Cross und sprang dann unmittelbar danach um 20 Prozent nach oben. Auch bei Ethereum könnte es anders kommen. Denn die fundamentale Situation sieht gut aus. Es gibt dort immer noch die meisten Entwickler. Insgesamt sind es viermal so viele wie bei Bitcoin. Das Ethereum-Netzwerk ist und bleibt also stark und solide.

Die führende Stellung von Ethereum gegenüber konkurrierenden Smart-Contract- und App-Plattformen wie EOS oder Cardano bleibt unangefochten. Von daher könnte jetzt ein guter Einstieg bei Ethereum sein. Das für Anfang Januar geplante Update 2.0 könnte ebenfalls den Kurs bis zum Jahresende stimulieren. Denn bei Ethereum wurde wegen einer fehlenden Maximalzahl an Coins auch immer die Werthaltigkeit angezweifelt. Mit dem Update soll die aktuelle Inflationsrate von vier bis fünf Prozent dann auf circa 0,5 Prozent sinken.

Allerdings: Wie bei anderen Altcoins, sollte auch bei Ethereum derzeit nur ein vorsichtiger Einstieg erfolgen. Weitere Kursrückgänge sind nicht auszuschließen. Dann sollten immer auch noch genügend Mittel und die Bereitschaft vorhanden sein, auf tieferem Niveau nachzukaufen. Denn zu Tiefstkursen zu kaufen, gelingt wie beim Aktienkauf auch bei Kryptowährungen nur äußerst selten.