Hält die Trump-Euphorie an?



Bei Donald Trump lagen die Prognostiker im Jahr 2016 zweimal falsch. Zunächst glaubten sie nicht, dass die US-Bürger ihn ins Weiße Haus wählen würden. Und falls es so käme, rechneten sie damit, dass die Aktienkurse fallen und die Volatilitäten steigen werden. Es kam wie bekannt anders. Doch hält die Trump-Euphorie an, da er sein Amt nun antritt? Didier Borowski meldet hier Zweifel an. "Die Märkte haben bislang nur die positiven Aspekte von Trump eingepreist", sagt der Head of Macroeconomics bei Amundi. So einfach sei die Sache aber nicht. "Die Unsicherheit über seine Politik ist sehr, sehr groß."

So wolle Donald Trump Importe in die USA besteuern. Dadurch könnte jedoch die Inflation steigen, was die US-Notenbank bei den Zinsen unter Zugzwang setzen würde. Zudem wolle Trump die Steuern für Unternehmen senken. Das fördere zwar die Investitionen und somit das Wachstum. Einige "fiskal-konservative" Republikaner im Kongress würden aber darauf drängen, dass das Staatsdefizit dadurch nicht zu stark wachse, betont Borowski.

In anderen Worten: Trump braucht den Kongress, der hier das letzte Wort hat. Der Amundi-Ökonom vermutet daher, dass Trump "keinen Krieg an allen Fronten eröffnen" und zu pragmatischen Lösungen neigen werde.

Gewinnt Marine Le Pen?



In den kommenden Monaten blicken Anleger - vor allem die außerhalb Europas - zudem gespannt auf Frankreich. Sie fürchten, dass Marine Le Pen neue französische Präsidentin werden könnte. Borowski hält dies aber für nahezu ausgeschlossen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im zweiten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen holt und Präsidentin wird, liegt bei unter einem Prozent", sagt der Franzose. Nach jetzigem Stand habe der konservative Kandidat François Fillon bessere Chancen, zu gewinnen. Auch Emmanuel Macron könne deutlich gegen die Chefin des Front National gewinnen, da er als unabhängiger Kandidat gelte.

Gegen Le Pen spreche zudem, dass sie nicht am Euro festhalten wolle und die Franzosen über einen EU-Austritt abstimmen lassen möchte. "Selbst viele Mitglieder und Sympathisanten des Front National sehen dies anders", sagt Borowski.

Der Amundi-Ökonom hofft daher, dass der nächste französische Präsident in den nächsten ein bis zwei Jahren strukturelle Reformen beschleunigen wird. Zumal der Widerstand der Bevölkerung dagegen sinke.

Aktien oder Anleihen?



Bei Aktien ist Borowski derzeit vorsichtig. "In unserem Multi-Asset-Portfolio haben wir die Aktienquote Ende 2016 etwas gesenkt", erklärt er. "In unserer strategischen Asset-Allokation favorisieren wir jedoch Aktien deutlich." Das gelte besonders für Titel aus den Schwellenländern, deren Währungen vielfach unterbewertet seien. Allerdings sei es noch zu früh, dort aggressiv einzusteigen, da die Unsicherheit der "Trumponomics", deren Auswirkungen auf den Welthandel und den US-Dollar, zu hoch sind.

US-Aktien seien dagegen recht hoch bewertet, auch gegenüber europäischen Titeln, auf denen wegen der politischen Unsicherheit eine Risikoprämie laste.

Bei Anleihen rechnet Borowski wegen der weltweiten Unsicherheit indes mit keinem Ausverkauf. Sollte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen anspringen, wolle man wahrscheinlich bereits vor Erreichen der symbolischen Schwelle von drei Prozent nachkaufen.