"Für die Märkte ist mittlerweile klar, dass Corona zu einer ernsthaften Bedrohung für die Weltwirtschaft geworden ist und die Notenbanken und Staaten nicht viel dagegen ausrichten können."

Trump hatte die Einreise aus EU-Ländern für 30 Tage gestoppt. Die überraschende Maßnahme im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie solle von Freitag ab Mitternacht an gelten, sagte er. Großbritannien sei von den Einschränkungen ausgenommen. "Die Reisebeschränkungen sind ein massiver Eingriff und zeigen, wie alarmiert das Weiße Haus ist", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. Die Konjunkturstützen, die Trump zugleich ankündigte, konnten die Stimmung am Markt nicht beruhigen. Es sei wenig konkretes zu hören, schrieben die Experten der LBBW.

Auch an anderen Märkten ging es abwärts. So schloss der Tokioter Nikkei-Index 4,4 Prozent schwächer, die US-Futures verloren zeitweise die maximal erlaubten fünf Prozent. Investoren bemängelten neben dem Ausbleiben gezielter Stützungsmaßnahmen für die US-Wirtschaft auch fehlende Details zur Verbreitung des Coronavirus in den USA. "In den USA wird wenig getestet. Das Virus breitet sich bereits jetzt in der Bevölkerung aus", sagte Andy Wong, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung Pictet Asset Management. "Es fehlt an einer vernünftigen Führung, und der Schwerpunkt müsste nun auf angemessenen Maßnahmen und Notfallplänen liegen und nicht auf optischen Maßnahmen."

Der Ölpreis rutschte ab, die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich je um rund vier Prozent auf 34,32 und 31,59 Dollar je Barrel. Experten rechnen damit, dass besonders US-Fluggesellschaften unter der Entscheidung Trumps leiden dürften. "Eine weltweite Notstandserklärung der WHO und das Verkehrsverbot zwischen den USA und der EU dämpfen die Aussichten für die weltweite Energienachfrage, verbunden mit einem verschärften Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland", sagte Margaret Yang, Marktanalystin beim Handelshaus CMC Markets in Singapur. "Der Ölmarkt wird von Bären dominiert, und es könnte noch mehr Abwärtsbewegungen geben, bevor eine Talsohle erreicht werden kann."

EXPERTEN ERWARTEN LIQUIDITÄTSSPRITZEN DER EZB


Börsianer hoffen nun auf die Notenbanken. Vor allem bei der US-Notenbank Fed sehen sie Spielraum. Am Markt wird inzwischen damit gerechnet, dass der Leitzins bei der nächsten regulären Sitzung kommende Woche um einen Prozentpunkt gesenkt wird. Auch die Europäische Zentralbank dürfte bei ihrer heutigen Zinssitzung weitere Maßnahmen auf den Weg bringen. Volkswirte erwarten, dass die Euro-Wächter auf ihrem Treffen in Frankfurt Liquiditätsspritzen beschließen, mit denen eine Kreditklemme verhindert werden soll. Dabei dürften sie besonders den Darlehensfluss an kleine und mittelgroße Unternehmen im Auge haben, die wegen der Virus-Krise in Bedrängnis geraten. Am Finanzmarkt wird zudem erwartet, dass die EZB ihren bereits negativen Einlagensatz für Geschäftsbanken noch tiefer senken wird. Am Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent steht, wird sie den Experten zufolge aber wohl nicht rütteln.

rtr