Trump, der zuvor den Klimawandel als Erfindung der Chinesen bezeichnet hatte, schien sich vor der Amtsübernahme zu mäßigen. Dabei gingen jedoch seine weiteren Interview-Sätze ziemlich unter. Und das künftige Personal an seiner Seite schlägt noch ganz andere Töne an.
Die entscheidende Frage sei doch, sagte Trump der Zeitung weiter, wie groß die Verbindung zwischen Erderwärmung und menschlichem Verhalten sei. Man müsse sich fragen, was Umweltschutz die Unternehmen koste. "Unsere Unternehmen sind derzeit nicht wettbewerbsfähig." Deshalb gelte auch für den Weltklimavertrag: "Ich will wissen, was uns das kostet."
Wer dennoch auf einen Trump-Wandel setzte, wurde spätestens bei dessen Minister-Auswahl Schritt für Schritt ernüchtert: Außenminister etwa soll der Rex Tillerson werden, der bis vor Kurzem noch Exxon-Mobil -Chef war. Der Öl-Manager galt unter Klimaschützern bereits als Desaster - doch es kam noch dicker. Denn Tillerson leugnet immerhin nicht, dass die Welt sich zunehmend erwärmt. Im Vergleich zu Scott Pruitt und Cathy McMorris Rodgers, die ebenfalls Spitzenposten in der Trump-Regierung erhalten sollen, kann er damit noch als gemäßigt gelten.
Die Klima-Skeptikerin McMorris Rodgers ist als Innenministerin vorgesehen. Ein Job, der in den USA viel Einfluss auf die Umweltpolitik hat. Denn die Innenministerin kann darüber entscheiden, war auf dem Land im Staatsbesitz passiert - immerhin etwa ein Viertel der USA, darunter die Nationalparks. Das gilt etwa für die Frage, wo nach Öl gebohrt und wo Kohle abgebaut werden darf. Unter Barack Obama wurde dies sehr restriktiv gehandhabt. Mit McMorris Rodgers könnte sich das ändern.
Pruitt, der ebenfalls nicht an den Klimawandel glaubt, soll wiederum die mächtige Environmental Protection Agency (EPA) führen. Die Umweltbehörde war Obamas wichtigstes Instrument, um seinen Kampf gegen den Klimawandel voranzutreiben. Sie konnte Umweltvorschriften erlassen, ohne das vorher Gesetze im Kongress beschlossen werden mussten, wo Obama zu wenig Unterstützung hatte. Und auch wenn Trump es in Senat und Abgeordnetenhaus mit seiner republikanischen Mehrheit etwas leichter haben sollte, kann er über die Behörde doch schneller Entscheidungen durchsetzen.
Obamas "Clean Power Plan", mit dem der CO2-Ausstoß von Kohlekraftwerken bis 2013 um fast ein Drittel gegenüber 2005 gedrückt werden soll, fußt auf Vorschriften der EPA. Pruitt, der die Behörde jetzt führen soll, hatte diese als Generalstaatsanwalt von Oklahoma noch verklagt. Oklahoma ist es jetzt auch, das mit 23 anderen Bundesstaaten darauf dringt, dass der "Clean Power Plan" außer Kraft gesetzt wird. Unterstützung erhoffen sie sich dabei vom künftigen Energieminister Rick Perry. Der Ex-Gouverneur des Öl-Staats Texas ist ebenfalls Klimawandel-Skeptiker.
UMWELTGRUPPEN HALTEN ENERGIEWENDE FÜR UNUMKEHRBAR
Dennoch hoffen Umweltgruppen, dass die Renaissance von Kohle und Öl ausbleibt. Gerade Staaten wie Texas und auch die im Mittleren Westen, wo Trump bei der Wahl besonders gut abschnitt, setzten in den vergangenen Jahren stark auf Windkraft. Weltweit sei der Trend zum Ökostrom ohnehin nicht aufzuhalten, sagt Tim Donaghy von Greenpeace. "Die Revolution der sauberen Energie hat das Momentum aus seiner Seite, und sie wird weitergehen, ob die USA mitmachen oder nicht."
Die Windenergie hat Trump aber offenbar besonders im Visier: "Die Windräder töten Vögel und sie brauchen massive Subventionen." Außerdem würden sie in Deutschland oder Japan produziert. Dass aber auch der US-Konzern General Electric in dem Geschäft führend mitmischt und sehr wohl in den USA produziert, ignorierte er.
"GLETSCHER ALS WAFFEN?"
Dass das Trump-Team Klimaschützer nicht nur ausbremsen, sondern sich direkt vornehmen könnte, sorgte schon im Dezember für Unruhe. Vom Energieministerium wurde eine Liste mit Namen der Mitarbeiter angefordert, die sich mit diesem Thema befassen. Die Behörde lehnte ab, das Team von Trump sprach danach von einem Fehler in den eigenen Reihen.
Dennoch sind Wissenschaftler in den USA alarmiert: Eine Reuters-Umfrage an verschiedenen Instituten ergab, dass Forscher den Begriff "Klimawandel" aus Förderanträgen streichen und durch neutralere wie "Wetterveränderungen" ersetzen. Andere, wie der Gletscher-Forscher Jason Gulley aus Florida, setzten schon mal eine nicht ganz ernst gemeinte Liste mit Projekten auf, die nach seiner Meinung auch Trump billigen könnte: "Wie können Gletscher als Waffen genutzt werden?" Oder: "Welches ist das attraktivste Bau-Grundstück, das sich noch unter dem Grönland-Eis verbirgt?"