Die Beziehungen zwischen Ankara und der Europäischen Union (EU) sind schwer belastet. Wegen der verschlechterten Menschenrechtslage in der Türkei kürzte Brüssel jüngst den für die Vorbereitung auf eine künftige EU-Mitgliedschaft vorgesehenen Finanzbeitrag im Vergleich zum ersten Budgetentwurf um 105 Millionen Euro. Weitere 70 Millionen Euro liegen auf Eis. Nur wenn die Türkei sich wieder in Richtung Rechtsstaat entwickelt, werden Mittel freigegeben.
Dennoch sind türkische Staatsanleihen gefragt. Der bis 2034 laufende, in US-Dollar ausgegebene Bond (siehe Kasten) lockt mit einem Renditeabstand zur entsprechenden Bundesanleihe von 5,3 Prozentpunkten. Nach Meinung der Investoren beeinträchtigen die Brüsseler Kürzungen die Zahlungsfähigkeit der Türkei nicht. Anlegern gefällt zudem, dass die Konjunktur deutlich stärker anzieht als zunächst erwartet. Moody’s korrigierte kürzlich die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,6 auf 3,7 Prozent. Für 2018 wird ein Plus von 3,2 Prozent erwartet. Auch wenn sich die öffentliche Finanzlage zuletzt leicht verschlechtert habe, sei die Staatsverschuldung aufgrund der robusten Wirtschaft weiterhin zu managen, so die Ratingagentur.
Diese liegt mit 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich unter dem Schnitt der EU-Staaten. Auch der Wirtschaftsausblick der EU-Kommission, wonach die Türkei wieder auf einen nachhaltigeren Wachstumspfad einschwenken wird, motiviert zum Einstieg. Nachdem bislang vor allem staatliche Investitionen, der Bausektor und der Export für Belebung sorgten, werde in den nächsten zwei Jahren der private Konsum verstärkt Impulse geben.
Risiken sind trotzdem vorhanden. Der weiterhin bestehende Ausnahmezustand schade dem Geschäftsklima, schreibt die EU-Kommission. Hinzu kommt eine Inflation von zuletzt zwölf Prozent, was die Bedienung von in fremder Währung aufgenommen Schulden verteuert.
Der stellvertretende Ministerpräsident Mehmet Şimşek versicherte den Investoren jedoch jüngst, dass man alles versuchen werde, um wieder unter zehn Prozent zu kommen.