Türkische Lira: EIB-Anleihe für mutige Anleger
· BÖRSE ONLINE RedaktionDie Europäische Investitionsbank (EIB) vergibt günstige Darlehen zur Finanzierung von Projekten innerhalb und außerhalb der EU. Die dazu notwendigen Mittel entnimmt das mit "AAA" bewertete Institut nicht dem EU-Haushalt, sondern begibt Anleihen. Der 2024 fällige Bond (siehe Kasten) ist sehr attraktiv verzinst. Der Renditeabstand zur Bundesanleihe beträgt zwölf Prozentpunkte.
Den Chancen stehen aber hohe Risiken gegenüber: Das Papier lautet auf türkische Lira. Die Währung der Türkei hat im Verhältnis zum Euro und zu anderen Devisen in den vergangenen Monaten ein Rekordtief nach dem anderen gerissen. Für eine türkische Lira müssen aktuell nur noch 0,20 Euro bezahlt werden. Innerhalb eines Jahres verlor die Lira gegenüber der Gemeinschaftswährung über 22 Prozent. Gründe für die Liraschwäche sind insbesondere das hohe Leistungsbilanzdefizit und eine Inflationsrate von um die zehn Prozent. Ausländische Investoren fürchten eine neue Finanzkrise in der Türkei und ziehen ihr Geld vom Bosporus ab.
Um einen weiteren Kapitalexodus zu verhindern, hätte die Zentralbank schon längst gegensteuern müssen. Doch die hat in Recep Tayyip Erdogan einen mächtigen Gegenspieler. Für den Staatspräsidenten kommen Zinserhöhungen "Landesverrat" gleich. Seiner Meinung nach dämpfen höhere Kreditkosten nicht nur die Konjunktur, sie schmälern auch seine Chancen bei der auf Juni dieses Jahres vorgezogenen Präsidentschaftswahl. Um im Amt bestätigt zu werden, das nach der Wahl mit einer größeren Machtfülle ausgestattet sein wird als bislang, will Erdogan gleich im ersten Urnengang mindestens 51 Prozent der Stimmen einfahren.
Mittlerweile erkennen Investoren anhand jüngster Äußerungen, unter anderem von Erdogans Berater Cemil Ertem, dass die Zentralbank trotz Gegenwind aus dem Präsidentenpalast den Leitzins anheben könnte. Aktuell steht er bei acht Prozent. Sollten die Zinszügel tatsächlich angezogen werden, dürfte die türkische Währung wieder an Stärke gewinnen. Allein die Gerüchte um eine mögliche Erhöhung haben - zumindest vorläufig - die Talfahrt gestoppt.