Erdogan hatte Zentralbankgouverneur Murat Cetinkaya Anfang des Monats abberufen und dessen Vize Murat Uysal auf den Chefsessel gehievt. Dieser gilt als Befürworter eine lockeren Geldpolitik. Jüngste Daten deuteten auf eine moderate Erholung der Wirtschaft hin, erläuterte die Zentralbank.

Die Notenbank markiert mit der Kappung des Leitzinses eine Wende: Sie hatte sich im September 2018 sehr zum Leidwesen Erdogans mit einer kräftigen Anhebung gegen den Verfall der Landeswährung Lira gestemmt. Danach hatten die Währungshüter den Schlüsselsatz konstant gehalten, während die Wirtschaft in die Rezession abrutschte. Ökonom Timothy Ash vom Vermögensverwalter BlueBay Asset Management geht davon aus, dass die Währungshüter die Zinsen "weiter aggressiv" senken werden, falls sich die Lira stabilisieren sollte.

Die Landeswährung geriet in der Vergangenheit immer wieder unter Druck, so auch wieder nach dem Zinsentscheid. Nach einem Auf und Ab notierte sie zuletzt etwas schwächer. Der Währung haben in der Vergangenheit politische Spannungen mit den USA und vor allem Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank zu schaffen gemacht. Erdogan hatte die Absetzung Cetinkayas damit begründet, dass dieser Anweisungen nicht befolgt habe.

Der Präsident verlangt niedrigere Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung der Türkei um 2,6 Prozent geschrumpft. Spielraum für die Zinssenkung lieferte der Notenbank nun die abflauende Teuerungsrate: Sie war im Juni auf 15,7 Prozent zurückgegangenen, nachdem sie im Oktober mit 25 Prozent so hoch lag wie seit 15 Jahren nicht mehr.

rtr