Der Konzernverlust lag bei 1,45 Milliarden Euro und summierte sich trotz eingeleiteter Kostensenkungen in den ersten neun Monaten des Ende September endenden Geschäftsjahres 2019/20 auf rund 2,3 Milliarden Euro. "Mit der zweiten staatlichen Kreditlinie sind wir vorbereitet, falls die Pandemie im Tourismus erneut signifikante Auswirkungen hat", erklärte TUI-Chef Fritz Joussen. Noch sei unklar, ob man das Geld brauche. "Es ist wichtig, dass wir für den worst case gewappnet sind."

Der Bund erhöhte wegen des immer noch weitgehend brachliegenden Tourismusgeschäfts die Staatshilfen für TUI von 1,8 Milliarden Euro um weitere 1,2 Milliarden Euro. Bei TUI waren wegen der weltweiten Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Virus-Pandemie große Teile des Geschäfts komplett eingebrochen. Um gegenzusteuern will der Konzern rund 8000 Stellen abbauen. Allein die Flotte der Airline Tuifly soll von 39 auf 17 Maschinen verkleinert werden. Die Kosten im Konzern sollen um 30 Prozent oder 300 Millionen Euro jährlich sinken.

"Operativ soll der Betrieb im vierten Quartal die laufenden Cash-Kosten decken und damit der Cash-Break-even erreicht werden", kündigte TUI an. Seit der Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten Mitte Juni seien konzernweit 1,7 Millionen Neubuchungen eingegangen und auch die Buchungen für den Sommer 2021 seien sehr vielversprechend. "Das Buchungsverhalten ist kurzfristiger", sagte Joussen. "Deshalb wissen wir heute noch nicht genau wie der Winter läuft." Die Preise für diesen Sommer lägen rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Eine neue Prognose wagte das Management allerdings nicht. An der Börse verlor die TUI-Aktie in Frankfurt im frühen Geschäft mehr als vier Prozent.

Joussen hatte jüngst in einem Interview betont, er rechne erst 2022 wieder mit einem "normalen Geschäft". Wegen der Auszahlungen an Kunden aufgrund stornierter Reisen habe TUI während der Corona-Krise anfangs etwa 550 bis 650 Millionen Euro pro Monat verbrannt.

Auf dem Weg zu einer robusten Finanzstruktur erwägt der von der Corona-Krise schwer getroffene Reisekonzern TUI auch eine Kapitalerhöhung und Verkäufe von Unternehmensteilen. Man prüfe hier derzeit verschiedene Optionen, um eine optimale Bilanzstruktur zu bekommen, sagte TUI-Chef Fritz Joussen am Donnerstag in einer Telefonpressekonferenz. "Das gucken wir uns jetzt an." Mit dem zweiten staatlichen Hilfspaket über insgesamt 1,2 Milliarden Euro sei das Thema Liquidität zwar vom Tisch. Aber man wolle die hohe Verschuldung drosseln. Es sei noch zu früh zu sagen, wie hoch eine Kapitalerhöhung aussehen könnte. Zudem werde es keine Notverkäufe geben. "Das ist ganz klar", betonte Joussen.

Der Konzernchef hatte bereits vor kurzem in einem Interview angekündigt, nun vor allem die Bilanzstruktur zu stärken. "Die neue TUI wird weniger Assets auf der Bilanz haben als heute. Diese werden sich mehr in den At-Equity-Gesellschaften befinden", sagte Joussen der "Börsen-Zeitung". Der Konzern könne so - also durch Minderheitenbeteiligungen - seine Risiken verringern.

rtr