Wer ein bekennender Anhänger von Goldminen ist und auch noch deren Aktien im Depot hält, der musste in den vergangenen Jahren eine große Leidensfähigkeit unter Beweis stellen. Denn während andere Segmente an den Weltbörsen boomten, kannte die Kurse in diesem Segment fast nur den Weg nach unten. Wie stark dabei der Kahlschlag ausgefallen ist, lässt sich am NYSE Arca Gold BUGS Index, kurz HUI genannt, ablesen. Nachdem dieser Index im September 2011 bei 635 Punkten noch ein Hoch markierte, muss er inzwischen bei aktuell gültigen 111 Punkten darum kämpfen, nicht auch noch unter die Marke von 100 Punkten zu fallen.



Auch sonst sehen viele Chartbilder in dem Bereich nach wie vor noch sehr gruselig aus. Was den HUI angeht, ruhen jetzt die Hoffnungen aber zumindest auf eine Verteidigung der erwähnten 100 Punkte-Marke. Gelingt eine Bodenbildung, könnte es von dieser Basis aus dann anschließend wieder nach oben gehen. Nach dem bereits eingetretenen Kursverfall stellt sich die Frage nach den Bewertungen. Wie viele andere Branchenbeobachter bezeichnet etwa Hannes Huster, Herausgeber des Börsenbriefs "Goldreport", im historischen Vergleich als günstig wie selten.

Etwas zurückhaltender mit ihrem Urteil sind aber die Analysten bei der Schweizer Großbank UBS, wenn es um eine Einschätzung zu den zumeist ebenfalls stark unter die Räder gekommenen Goldunternehmen geht, die in Schwellenländern tätig sind. Sie kommen auf Basis des errechneten Nettogegenwartwertes darauf, dass im Schnitt ein Goldpreis von 1.160 Dollar je Feinunze eskomptiert wird. Damit bewegen wir uns auf einem Niveau, das sogar über dem Goldpreis von derzeit rund 1.120 Dollar liegt. Weil eine weitere Runde an ausgedehnten Selbsthilfemaßnahmen zur Verbesserung der eigenen Lage auf Unternehmensebene unwahrscheinlich sei, werden deshalb die derzeitigen Bewertungen nicht zwingend als interessant bezeichnet.

Größeres Kurspotenzial dürfte sich deshalb erst bei wieder steigenden Goldpreisen ergeben. Aber immerhin rechnen die UBS-Analysten damit, dass der Goldpreis schon relativ nahe an seinem Boden ist. Gerade bei den in den Emerging Markets aktiven Goldgesellschaften wiesen Gewinn, freier Cashflow oder Nettogegenwartswert eine hohe Korrelation mit dem Goldpreis auf. Das ziehe starkes Kurspotenzial nach sich, sobald sich der Goldpreis erst einmal erhole.

Wer sich als Anleger in dem Segment positionieren möchte, der erfährt auf den nachfolgenden Seiten, welche beiden Schwellenländer-Goldaktien aus Sicht der UBS am attraktivsten sind, welche beiden Titel ein hohes Leverage zum Goldpreis aufweisen und auch operativ über ein großes Momentum verfügen und welche beiden Werten am gefährdetsten für den Fall eines weiter sinkenden Goldpreises erscheinen.



Laut UBS gefährdete Schwellenländer-Goldaktie, Nummer eins: Harmony Gold Mining Co. Ltd. (WKN: 851267, 10,53 Rand, 0,696 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 16.09.)



Als riskant wird mit Harmony Gold Mining Co. Ltd. ein in Südafrika ansässiges Bergbauunternehmen bezeichnet, das neben Gold unter anderem auch noch Kupfer, Uran und Molybdan fördert. Umsatz, Goldverkäufe und -produktion konnten im abgelaufenen Quartal zwar gesteigert werden, doch der eingefahrene Nettoverlust erhöhte sich von 22 Millionen auf 261 Millionen Dollar.

Sorgen bereitet der UBS hier nicht zuletzt die Annahme, dass bei den derzeitigen Goldpreisen in südafrikanischen Rand 50 Prozent der Produktion im Fiskaljahr 2015 unter Berücksichtigung der nachhaltigen Gesamtkosten defizitär sein dürfte. Für das Fiskaljahr wird ein operativer Cashflow von 2,1 Milliarden Rand vorhergesagt, während die Prognose für die Investitionskosten 2,2 Milliarden Rand lautet. Die damit verbundene Finanzierungslücke könnte sich im Fall von Streiks auch noch vergrößern.

Kritisiert werden auch die von 2013 bis 2015 um zehn Prozent gestiegen Cashkosten, die rund 80 Prozent des gesamten Kostenblocks ausmachen dürften. Das sei eine Bürde, die es abzubauen gelte, wobei erfolgreiche Restrukturierungen bei einigen Liegenschaften auch Verbesserungen bringen könnten. Eine Stütze könnte es auch sein, wenn man sich von der 50-prozentigen Beteiligung an dem zusammen mit Newcrest Mining verfolgten Golpu Kupfer- und Goldprojekt in Papua-Neuguinea trennen würde. Die UBS taxiert den Wert dieses Assets immerhin auf 630 Millionen Dollar.

Als Kursziel werden 14,50 Rand genannt, was zwar deutlich über dem aktuellen Kurs liegt (37,7 Prozent), die Einstufung lautet ist wegen der Risiken aber trotzdem nur neutral. Mit Gewinnen wird hier erst ab dem Geschäftsjahr 2017/18 gerechnet. Die Vorhersage für das Ergebnis je Aktie lautet für diese Periode 0,80 Rand. In den beiden Folgejahren sollen dann 2,22 und 4,14 Rand herausspringen. Das wäre für 2019/20 gleichbedeutend mit einem KGV von 2,54. Mit einer Dividende wird aber selbst bis zum Geschäftsjahr 2019/20 derzeit nicht gerechnet.



Laut UBS gefährdete Schwellenländer-Goldaktie, Nummer zwei: Hochschild Mining Plc. (WKN: A0LC38, 0,7275 britische Pence, 0,982 Euro)



Als zweiten problembehafteten Titel streicht die UBS die Aktie von Hochschild Mining heraus. Wie bei Harmony Gold wird auch hier bilanzieller Stress befürchtet, falls sich der Goldpreis auch im zweiten Halbjahr 2015 und im kommenden Jahr bei rund 1.000 Dollar bewegen sollte. Denn dann könnten auf diese beiden Unternehmen eventuell jeweils Kapitalerhöhungen zukommen.

Immerhin: Die USB-Analysten sehen Hochschild derzeit auf dem richtigen Weg. Die nachhaltigen Gesamtkosten seien im Vorjahr um sechs Prozent gesunken und könnten sich in diesem Jahr um weitere zehn bis fünfzehn Prozent verringern. Außerdem habe der britische Silber- und Goldproduzent inzwischen das Inmaculada Gold-Silber-Projekt in Peru in Betrieb nehmen können, was entscheidend dabei helfen wird, die Produktion zu erhöhen und die Kosten zu senken. Allerdings müsse hier jetzt auch die Produktion richtig hochgefahren werden.

Der Breakeven beim Cashflow wird bei Gold von der UBS aber bei 1.100 Dollar je Feinunze gesehen und beim Silber bei 15 Dollar. Bei den derzeit für diese beiden Edelmetalle gezahlten Preisen bleibe da auf Basis des freien Cashflows momentan nicht viel hängen. Aber immerhin wird schon im kommenden Jahr mit einem Gewinn je Aktie von umgerechnet 0,09739 Pfund gerechnet, ein Wert, der dann bis 2019 kontinuierlich auch 0,15582 Pfund gesteigert werden soll. Auf letztgenannter Basis würde das einem KGV von 4,67 entsprechen. Das Anlageurteil lautet neutral, wobei das Kursziel aber auch hier mit 0,90 Pfund deutlich über den aktuellen Notierungen liegt (23,7 Prozent).



Laut UBS Schwellenländer-Goldaktie mit Hebel und Momentum, Nummer eins: Acacia Mining Plc. (WKN: A1CTRD, 2,495 britisches Pfund, 3,34 Euro)



Einen großen Kurshebel bei steigenden Goldpreisen und ein starkes operatives Momentum machen die UBS-Analysten bei Acacia Mining aus. Diese Gesellschaft, die früher unter dem Namen African Barrick Gold firmierte, hat ihren Sitz in Großbritannien, ist aber operativ ausschließlich in Afrika aktiv. Gold gefördert wird bereits in Tansania, abgesehen von den dortigen Aktivitäten gibt es auch Explorationsprojekte in Kenia, Burkina Faso und Mali.

Den Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr bezeichnet die UBS zwar als wenig glanzvoll, doch die Selbsthilfe-Story sei weiter intakt. Operativ und beim freien Cashflow sei ein positives Momentum zu beobachten und das lasse eine Neubewertung des Titels zu, weil die Verbesserungen noch nicht ausreichend im Aktienkurs gewürdigt würden. Das große Ziel laute, die All-in-sustaining-Kosten, die sich 2012 noch auf mehr als 1.700 Dollar je Feinunze beliefen, auf unter 900 Dollar zu senken und mit den im Fiskaljahr 2014 erreichten 1.100 Dollar sei man auf dem besten Wert, dieses Ziel auch zu erreichen.

Allerdings drohe noch eine weitere Aktienplatzierung durch den Großaktionär Barrick Gold, was derzeit noch belastend über dem Titel schwebe. Sollte sich Barrick Gold aber langfristig dazu entschließen, den Anteil auf unter 50 Prozent abzubauen, dann könnte sich das letztlich wegen der damit verbundenen größeren Unabhängigkeit und dem höheren Handelsliquidität sogar positiv auswirken. Ab dem kommenden Jahr seien auch Zukäufe denkbar.

Nach einem kleinen Durchhänger in diesem Jahr wird für 2016 beim Gewinn je Aktie ein Wert von umgerechnet 0,3376 Pfund prognostiziert. Das entspricht einem niedrigen KGV von 7,39. Bei der Dividende wird für 2016 mit einer Zahlung von umgerechnet 0,10388 Pfund je Aktie gerechnet, was auf eine Dividendenrendite von 4,16 Prozent hinausläuft. Die Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 3,40 Pfund unterlegt, was der Notiz theoretisch 36,3 Prozent Luft nach oben lässt.



Laut UBS Schwellenländer-Goldaktie mit Hebel und Momentum, Nummer zwei: Anglogold Ashanti Ltd. (WKN: 164180, 10,50 südafrikanische Rand, 6,661 Euro)



Ähnlich wie bei Acacia Mining sieht die UBS auch bei Anglogold Ashanti mit das beste Chance-Risiko-Profil im Bereich der in den Emerging Markets tätigen Goldfirmen. Dieses Unternehmen hat seinen Sitz in Südafrika, produziert aber in elf Ländern Gold und ist an fünf Börsen gelistet, wobei sich beim letztgenannten Punkt die Frage stellt, ob das nicht ein zu hoher Aufwand ist.

Das Ergebnis werde hier im laufenden Jahr noch durch hohe Finanzierungskosten und Investitionen belastet. Doch unter den südafrikanischen Branchenvertreter weise die Gesellschaft das attraktive Potenzial für einen Turnaround auf, auch weil die Chancen auf eine sinkende Kostenstruktur bestehe und die Schulden abgebaut werden sollen. Die Bilanz wird bei einem Goldpreis von 1.100 Dollar je Feinunze als solide eingestuft. Selbst bei einem Goldpreisrückgang auf 1.000 Dollar sei das Risiko einer Kapitalmaßnahme eher gering.

Die für das zweite Quartal vorgelegten Geschäftszahlen hätten einen positiven Trend bestätigt und die Bewertung sei im Branchenvergleich moderat. Beim Gewinn je Aktie wird für 2016 mit 1,298 Rand gerechnet, was auf ein geschätztes KGV von 8,09 hinauslaufen würde. Eine Dividende von dann 0,301 Rand soll es aber erst für das Geschäftsjahr 2017 geben. Das Anlagevotum lautet Kaufen, das Kursziel 12,5 Rand, was einem Aufwärtspotenzial von 19 Prozent entspricht.



Laut UBS attraktivste Schwellenländer-Goldaktie, Nummer eins: Randgold Resources Ltd., (WKN: A0B5ZS, 37,70 britische Pfund, 51,70 Euro)



Charttechnisch gesehen steht bei Randgold Resources derzeit viel auf dem Spiel. Die Notiz ist auf ein Niveau zurückgefallen, das 2014 bereits zwei Mal erfolgreich einem Test unterzogen wurde und wenn die Haltemarke auch dieses Mal wieder halten sollte, dann wäre das ein sehr solider Boden. Fällt die Unterstützung dagegen, wäre das ein prozyklisches Verkaufssignal für den britischen Goldproduzenten, der seinen Projekten in vier afrikanischen Staaten nachgeht.

Die UBS hält den Titel für sehr attraktiv im Branchenvergleich und als natürliche Anlaufstelle für europäische Anleger, die nach einem Exposure im Goldbereich suchen. Denn es handele sich um ein Qualitätspapier, mit einer niedrigen und sich weiter verbessernden Kostenstruktur sowie bewiesener Kostendisziplin, einer starken Bilanz und einem sehr guten Management.

Der Breakeven beim Cashflow wird für 2016 auf 800 Dollar je Feinunze taxiert, womit das Unternehmen als einer der günstigsten Produzenten durchgeht und auf Sicht von zwei bis drei Jahren seien diesbezüglich sogar noch weitere Verbesserungen möglich. Die Gesellschaft werde deshalb beim Cashflow auch dann noch positiv sein, wenn andere längst im roten Bereich angelangt seien. Für eine Aktie aus dem Goldsegment handele es sich deshalb um eine defensive Wahl. Deswegen sei es auch vertretbar, dass der Wert mit einem KGV von 20,6 auf Basis des für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie von umgerechnet 1,83085 Pfund höher bewertet sei als der Branchendurchschnitt.

Operativ geht es darum, mit Explorationserfolgen die Weichen auch künftig auf Erfolg zu stellen und dazu seien auch Übernahmen denkbar. Die Kaufempfehlung für diesen Titel ist mit einem Kursziel von 50 Pfund versehen, was gegenüber der aktuellen Notiz einen Aufschlag von 32,6 Prozent bedeutet.



Laut UBS attraktivste Schwellenländer-Goldaktie, Nummer zwei: Fresnillo Plc. (WKN: A0MVZE, 6,065 britische Pfund, 8,314 Euro)



Für ebenfalls sehr attraktiv im Branchenvergleich stufen die Analysten der UBS auch Fresnillo ein. Trotz hoher Qualität werden neben kurzfristig fehlenden Kurskatalysatoren allerdings die Kosten bei der britischen Tochter des mexikanischen Konzerns Peñoles bemängelt. Diese seien mit einem Breakeven beim Cashflow für 2015 von mehr als 1.000 Dollar je Feinunze und von mehr als 900 Dollar für 2016 noch etwas zu hoch für einen Produzenten mit dem Potenzial zu einer günstigen Produktion. Doch in den Jahren 2017/18 wird der 2008 gegründeten Gesellschaft zugetraut, den Breakeven auf unter 800 Dollar zu senken.

Fresnillo produziert derzeit in sechs Abbaustätten in Mexiko Gold und Silber und es werden zahlreiche Explorationsprojekte verfolgt. Als positiv werden von der UBS eine hochwertige Asset-Basis hervorgehoben, Volumenwachstum und eine lange Lebensdauer der Minen hervorgehoben. Weil derzeit noch viel investiert werden, dürfte der freie Cashflow aber erst in den Jahren 2017/18 richtig anziehen. Geht es nach der UBS, dann steigt der Gewinn je Aktie von 2014 bis 2017 kontinuierlich von umgerechnet 0,04545 Pfund auf 0,60379 Pfund. Für 2017 ergibt sich damit für den FTSE 100-Vertreter ein geschätztes KGV von 10,04.

Für 2016 wird mit einer Ausschüttung von 0,20126 Pfund je Aktie gerechnet, was einer Dividendenrendite von 3,3 Prozent entsprechen würde. Die Bewertung ist ansonsten verglichen mit anderen Edelmetall-Produzenten aus dem Schwellenländer-Segment aber relativ hoch. Zusammen mit den wie erwähnt zunächst fehlenden kurzfristigen Kurskatalysatoren führt das lediglich zu einem neutralen Anlagevotum. Das Kursziel beträgt bei einem unterstellten angemessen Verhältnis von Kurs zum Nettogegenwartswert von 1,0 aber 7,50 Pfund, was sich um 23,7 Prozent über der aktuellen Notiz bewegt. Charttechnisch betrachtet sieht es derzeit aber nicht unbedingt nach einem schnellen Vorstoß in Richtung Kursziel aus. Vielmehr wurde mit einem Vorstoß auf neue Mehrjahrestiefs der langfristige Abwärtstrend als intakt untermauert.