"Damit erreichte die Inflation im März 2022 einen neuen Höchststand seit der Deutschen Vereinigung", hieß es dazu. "Im früheren Bundesgebiet hatte es ähnlich hohe Inflationsraten zuletzt im Herbst 1981 gegeben, als infolge des Ersten Golfkrieges zwischen dem Irak und dem Iran die Mineralölpreise deutlich gestiegen waren." Die Teuerung entfernt sich damit immer weiter vom Wert von zwei Prozent, den die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig als ideal für die Konjunktur sieht.

Eine rasche Rückkehr zu dieser Zielmarke ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Die deutschen Großhändler hoben ihre Preise im März nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Rekordtempo an, weil viele Rohstoffe und Vorprodukte erheblich mehr kosteten. Sie stiegen um durchschnittlich 22,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Ein größeres Plus hat es seit Beginn der Berechnungen 1962 nicht gegeben. Die Entwicklung gilt als Indikator für zukünftige Inflationstendenzen, da der Großhandel das Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden darstellt und höhere Kosten am Ende meist bei den Verbrauchern landen. Auch gestörte Lieferketten, etwa durch Corona-Ausbrüche in China, machen viele Waren teurer.

UNTERNEHMEN WOLLEN KOSTENANSTIEG WEITERGEBEN


Wegen höherer Kosten wollen so viele Unternehmen wie noch nie ihre Preise in den kommenden drei Monaten anheben, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Umfrage ermittelte. Die Wirtschaftsweisen rechnen für 2022 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 6,1 Prozent und halten in den nächsten Monaten auch zweistellige Werte für möglich, sollte es einen Lieferstopp für russischer Energie geben.

Energie verteuerte sich für die Verbraucher im März um 39,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Mit einem Anstieg von 144,0 Prozent haben sich die Preise für leichtes Heizöl mehr als verdoppelt. Auch Kraftstoffe (+47,4 Prozent) und Erdgas (+41,8 Prozent) verteuerten sich stark. Feste Brennstoffe (+19,3 Prozent) und Strom (+17,7 Prozent) kosteten ebenfalls erheblich mehr. "Neben der Corona-Pandemie wirkt sich nun der Krieg Russlands gegen die Ukraine deutlich auf die Teuerung in Deutschland aus, insbesondere bei Heizöl, Kraftstoffen und Erdgas sowie einzelnen Nahrungsmitteln", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel.

Für Nahrungsmittel mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Schnitt 6,2 Prozent mehr berappen als vor einem Jahr. Mehr bezahlen mussten sie vor allem für Speisefette und Speiseöle (+17,2 Prozent), wobei Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnliches knapp ein Drittel mehr kosteten. Für frisches Gemüse mussten 14,8 Prozent mehr bezahlt werden. Fahrzeuge verteuerten sich mit 8,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich, gebrauchte Pkw sogar um 23,9 Prozent.

rtr