Anfang kommender Woche wolle man sich zu einer dritten Gesprächsrunde zusammensetzen. "Zu unserem großen Bedauern haben wir nicht die Resultate erreicht, auf die wir gehofft haben", sagte Podoljak weiter. Ziel der ukrainischen Regierung ist eine umfassende Waffenruhe. Die russische Seite sprach von einem substanziellen Fortschritt. Man habe sich darauf verständigt, die Schaffung von Korridoren zu unterstützen.
Vor den Gesprächen gab es keine Anzeichen für eine Kompromissbereitschaft seitens der russischen Regierung. Nach einem am Donnerstag geführten Telefonat der Präsidenten Frankreichs und Russlands, Emmanuel Macron und Wladimir Putin, teilte die Regierung in Moskau mit, Putin habe erklärt, Russland werde die Ziele seiner Militärintervention unter allen Umständen erreichen. Die Ukraine müsse demilitarisiert werden und einen neutralen Status einnehmen.
Die nach seinen Worten "spezielle Militäroperation" sei im Zeitplan, sagte Putin in einer Fernseh-Ansprache. "Alle gestellten Aufgaben werden erfolgreich gelöst." Damit wollte er offenbar Aussagen westlicher Regierungen und Geheimdienste widerlegen, wonach die Invasion angesichts logistischer Probleme, taktischer Fehler und eines unerwartet heftigen Widerstands ins Stocken geraten sei. Putin erklärte, die ukrainische Armee habe russische Kriegsgefangene gefoltert und getötet, ausländische Bürger als Geiseln genommen und menschliche Schutzschilde eingesetzt. Beweise für diese Angaben legte er nicht vor.
Die russische Armee setzte am Donnerstag den Beschuss ukrainischer Städte fort, konnte aber offenbar weiter nur wenig entscheidende Geländegewinne verzeichnen. Die ukrainischen Verteidigungslinien hielten, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft. Die Ukraine erhalte täglich Waffenlieferungen von internationalen Verbündeten. Zudem hätten sich bislang 16.000 Freiwillige aus dem Ausland gemeldet, um für die Ukraine zu kämpfen. "Wir haben nichts zu verlieren außer unserer eigenen Freiheit", sagte Selenskyj.
Der britische Militärgeheimdienst meldete, dass die ukrainischen Streitkräfte immer noch die Großstadt Charkiw im Nordosten und Mariupol im Südosten des Landes hielten. In Charkiw seien in den vergangenen 24 Stunden 34 Zivilisten getötet worden, Mariupol sei ohne Wasser und Strom, meldeten ukrainische Offizielle.
Die russische Invasion soll mittlerweile Tausende Menschen das Leben gekostet haben. Die russische Armee räumte knapp 500 getötete eigene Soldaten ein, die ukrainische Seite sprach dagegen von über 9000 gefallenen russischen Soldaten. Angaben zu eigenen Verlusten machte die Ukraine nicht. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Mehr als eine Million Menschen sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) aus dem Land geflohen.
KIEWS BÜRGERMEISTER KLITSCHKO: WIR WERDEN UNS NICHT ERGEBEN
"Wir werden uns nicht ergeben. Wir können uns nirgendwohin zurückziehen", sagte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko Reuters in einem Skype-Interview mit seinem Bruder Wladimir an seiner Seite. Er sprach von "Tausenden, bereits Zehntausenden Toten" in dem Krieg. "Und diese Zahl wird leider nur wachsen." Etwa die Hälfte der Bevölkerung von ursprünglich drei Millionen Menschen habe die Hauptstadt inzwischen verlassen. Viele Waisen seien von den Behörden nach Polen und Deutschland in Sicherheit gebracht worden. Klitschko rief die russische Bevölkerung auf, sich Putin entgegenzustellen. "Für die Ambitionen eines einzelnen Mannes zahlen wir einen sehr hohen Preis."
In einem britischen Geheimdienstbericht hieß es, der dutzende Kilometer lange, auf Kiew vorrückende russische Militärkonvoi sei noch mehr als 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Er soll immer wieder durch hartnäckigen ukrainischen Widerstand, Pannen und Staus aufgehalten werden.
Widersprüchliche Berichte gab es über die Lage in Cherson, die strategisch günstig an der Mündung des Flusses Dnipro liegt. Sie soll nach Angaben aus US-Kreisen offenbar nicht komplett in russischer Hand sein. Die russische Bombardierung von Charkiw, einer Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, hat deren Zentrum laut Augenzeugen bereits in eine Trümmerwüste verwandelt.
DEUTSCHLAND PRÜFT WEITERE WAFFENLIEFERUNG
Die Bundesregierung prüft, ob sie der Ukraine weitere Waffen liefert. Im Gespräch sind dabei 2700 "Strela"-Flugabwehrraketen aus Beständen der ehemaligen NVA. "Die Raketen sind transportbereit, wir warten auf eine Entscheidung des Bundessicherheitsrates", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen. Die internationale Isolierung Russlands setzte sich nach dem klaren Votum der UN-Vollversammlung gegen die Invasion fort.
Die USA wollten einem Insider zufolge Sanktionen gegen russische Oligarchen und deren Familien verhängen. Ein Reporter der Agentur Bloomberg schreibt auf Twitter, die Sanktionen sollten umfassender sein als die der EU.
rtr