JÖRG ZEUNER, KFW
"Eine Konsolidierung der Erwartungen war überfällig, denn das Geschäftsklima hatte sich in den Monaten zuvor stärker verbessert als es die harten Daten rechtfertigen. So waren die Auftragseingänge im ersten Quartal um 1,6 Prozent zurückgegangen, und die Industrieproduktion kam kaum über Stagnation hinaus. Viele werten auch das BIP-Wachstum von 0,3 Prozent als kleine Enttäuschung. Ich sehe darin eher eine Normalisierung nach dem unerwarteten Schub zuvor.
Die überraschende Einigung auf eine Schlichtung zwischen der GDL und der Bahn ist ein gutes Signal im Interesse des Standorts. 2015 wird ein konjunkturell gutes Jahr, mit einem Realwachstum von mindestens 1,5 Prozent. Hierfür spricht nicht nur die exzellente Verfassung des Arbeitsmarktes, sondern auch die sich inzwischen etwas deutlicher abzeichnende Erholung in den großen Ländern der Euro-Zone."
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK
"Einmal musste er ja kommen, der erste Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas nach sechs Anstiegen in Folge. Doch mit einem im Mai um 0,1 Punkte geringeren Stand fiel dieser wirklich minimal aus. Die in die Zukunft blickenden Geschäftserwartungen fielen aber stärker und schon zum zweiten Mal in Folge. Hier könnten sich die gestiegene politische Unsicherheit im Zusammenhang mit der Griechenland-Krise negativ bemerkbar gemacht haben. Hinzu kommt möglicherweise eine Enttäuschung über die schwache globale Konjunktur. Vieles spricht gegenwärtig dafür, dass das Ifo- Geschäftsklima einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, zumindest solange bis die Weltkonjunktur wieder an Fahrt gewinnt."
THOMAS GITZEL, VP BANK
"Das Ifo-Geschäftsklimaindex überrascht auf der positiven Seite. Per saldo ist nur ein minimaler Rückgang zu verbuchen. Die aktuelle Lage wird sogar besser als im Vormonat eingeschätzt. Trotz des leichten Rückgangs kann das Ifo-Geschäftsklimaindex als positiv bewertet werden. Rings um den Globus herrscht derzeit wirtschaftliche Tristesse. Es ist deshalb umso erstaunlicher, dass sich das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer einigermaßen solide schlägt. Zwar blicken die Unternehmen etwas skeptischer in die Zukunft, doch übermäßige Trauerstimmung scheint im deutschen Unternehmerlager nicht aufzukommen. Dazu gibt es auch keinen Grund: Der Euro ist relativ schwach, die Zinsen sind tief und die Beschäftigungssituation ist besser denn je."