US-Präsident Donald Trump wertete die Zahlen als Beleg, dass sich der Arbeitsmarkt mit Macht zurückmelde. Auch in den kommenden Monaten würden die Zahlen gut ausfallen, sagte Trump, der im November seine Wiederwahl anstrebt.

Doch Experten sehen mit Blick auf die Lage am Arbeitsmarkt noch keinen Grund zur Entwarnung, zumal die Zahl der Arbeitslosenerstanträge zuletzt höher lag als gedacht.

Insgesamt stellten vorige Woche 1,43 Millionen US-Amerikaner einen Antrag auf staatliche Stütze, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 1,36 Millionen gerechnet, nach 1,48 Millionen in der Woche zuvor.

Die Corona-Pandemie hat in den USA Vollbeschäftigung in Massenarbeitslosigkeit umschlagen lassen: Mehr als 20 Millionen Bürger verloren im April ihren Job, bevor im Mai eine Trendumkehr einsetzte und rund 2,5 Millionen Jobs geschaffen wurden. "Nach den kräftigen Beschäftigungsanstiegen im Mai und Juni dürften weitere Verbesserungen eher langsam erfolgen", meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Die wieder steigenden Infektionszahlen wirkten sich nachteilig auf Produktions- und Arbeitsprozesse aus, weshalb Firmeninsolvenzen noch zunehmen dürften, prophezeit er. "All dies gefährdet die Arbeitsmarkterholung."

"ZWEITE WELLE IN VOLLEM GANGE"


Erschwerend hinzu kommt, dass die Corona-Infektionszahlen in den USA weiter im Rekordtempo zulegen. Mitte der Woche gab es einer Reuters-Zählung zufolge über 48.000 Neuinfektionen - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Insbesondere in Arizona, Kalifornien und Texas steigen die Fälle. "Die zweite Corona-Welle ist in vollem Gange, und dies sollte in den nächsten Tagen und Wochen weiterhin genauestens beachtet werden", warnte Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba.

Analyst Bernd Krampen von der NordLB verweist allerdings darauf, dass zugleich das Eindämmen der Ausbreitung von Covid-19 im Nordosten und in der Mitte der USA offenbar bereits "frühzeitiger positive Impulse bei der Beschäftigung" bewirke als gedacht.

Die US-Notenbank Fed hat mit Notfallprogrammen und Wertpapierkäufen mit dazu beigetragen, die Wirtschaft in der Krise über Wasser zu halten und die Beschäftigungsmisere abzufedern. Zwischen Januar und März fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 5,0 Prozent - der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise. Für das zweite Quartal erwarten die Währungshüter sogar den stärksten Konjunktureinbruch der Nachkriegsgeschichte. Der Chefin des Fed-Bezirks San Francisco, Mary Daly, zufolge ist auch der Arbeitsmarkt noch weit von Normalität entfernt: Die Arbeitslosenquote dürfte demnach auch gegen Jahresende noch zweistellig sein

rtr