"Wir müssen mehr Gas geben - nicht hier, sondern in Wolfsburg", sagte Michael Horn am Montag auf der Automesse in Detroit. Man müsse dort auf den Markt und den Wettbewerb hören. Der langjährige VW-Manager trat sein Amt zu Jahresbeginn an. Er soll in den USA, wo Volkswagen zuletzt mit sinkenden Absätzen und hausgemachten Problemen kämpfte, das Ruder herumreißen. In der Konzernspitze mehrten sich unterdessen mit Blick in die Vereinigten Staaten die selbstkritischen Töne.

Der Hersteller hatte in der Vergangenheit gute Geschäfte in den USA gemacht, unter anderem mit dem extra auf den Markt zugeschnittenen Passat. Doch im vergangenen Jahr sackten dort die Verkaufszahlen der Marke um sieben Prozent auf knapp 408.000 Fahrzeuge ab, denn für den amerikanischen Geschmack war VW bei der Überarbeitung oder Neuauflage seiner Modelle zu langsam. Zudem wurden den Deutschen Mängel bei der Qualität und bei der Ausstattung nachgesagt. "Der amerikanische Markt will jedes Jahr was Neues, was Frisches haben", sagte Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer in Detroit. Üblicherweise kommt ein sogenanntes Facelift vier Jahre nach dem Start eines Modells auf den Markt und nach sieben Jahren eine neue Version. "Es ist jetzt an der Zeit, einen Zahn zuzulegen." Für einen ausländischen Konzern sei es immer schwieriger als für einen heimischen, die Wünsche der Kunden vorauszuahnen.

US-KUNDEN KOMMEN MIT ANORDNUNG VON TEMPOMAT NICHT ZURECHT

Spezielle Vorlieben der amerikanischen Käufer hatte VW in der Vergangenheit außer Acht gelassen: Beispielsweise wurde der Tempomat anders positioniert als viele Autofahrer sich dies wünschten. In den USA gefragte Fahrzeuge wie Geländewagen (SUV) oder Pick-ups hatten die Wolfsburger bislang nicht im Angebot. 2016 bringt VW einen siebensitzigen Geländewagen auf den Markt.

"Wir fokussieren uns jetzt stärker auf die Wünsche und Träume der US-Kunden", sagte Konzernchef Martin Winterkorn vor Beginn der Messe. Der SUV soll laut Neußer mit einer Variante starten. Dann könne man variieren, sich etwa Gedanken über ein Coupe machen. Der neue Geländewagen sei für den amerikanischen Markt, aber auch für China, wo er ebenfalls gebaut werden soll. Auf die Frage, ob VW auch einen Einstieg ins Pick-up-Segment plane, antwortete der Entwicklungschef: "Man kann nicht alles gleichzeitig machen." Man habe dies geprüft, aber mehr Chancen bei Geländewagen gesehen. Wenn Volkswagen neue Fahrzeuge auf den Markt bringe, wolle der Konzern auch Geld verdienen.