Einerseits können sie darauf setzen, ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus zu verteidigen. Zudem dürfen sie sich Hoffnungen machen, die Republikaner im Senat zu entthronen.

Sollten die Demokraten die vollständige Kontrolle über den Kongress erobern, hätte das erhebliche Auswirkungen auf die Regierungspolitik. Falls ihr Präsidentschaftskandidat Joe Biden ins Weiße Haus einzieht, könnte er auf große Unterstützung im Parlament bauen. Die Demokraten wollen dann eine neue politische Ära in Washington einläuten. Sollte wiederum der Republikaner Donald Trump im Amt bleiben, müsste er sich auf noch größere Widerstände einstellen, als dies bereits jetzt, wo der Kongress gespalten ist, der Fall ist.

AUSZÄHLUNG KANN LANGE DAUERN


Allerdings könnte das Ergebnis in mindestens fünf der 14 besonders hart umkämpften Senatoren-Rennen Tage, wenn nicht gar Monate auf sich warten lassen. Grund ist wie bei der Präsidentenwahl die Rekordbeteiligung bei der Briefwahl in diesem Jahr. In einigen Bundesstaaten dürfte sich die Auszählung der vielen eingesandten Stimmzetteln erheblich hinziehen. Außerdem erwarten Experten, dass sich das Rennen um vier Senatorenposten erst in Stichwahlen entscheiden wird - etwa in Maine, wo die Wähler sich zwischen vier Kandidaten entscheiden müssen, weil auch zwei parteiunabhängige Bewerber antreten. Um gleich im ersten Durchgang zu gewinnen, muss ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten.

Derzeit halten die Republikaner 53 der insgesamt 100 Senatorenposten. Die Demokraten sind im Repräsentantenhaus mit seinen insgesamt 435 Abgeordneten in der Überzahl. Um auch die faktische Mehrheit im Senat zu erlangen, müssten die Demokraten den Republikanern lediglich drei Sitze abjagen, falls zugleich Biden und damit auch seine Stellvertreterin Kamala Harris die Präsidentenwahl gewinnen sollten. Denn als Vizepräsidentin würde Harris bei einem Unentschieden in der Kammer mit der entscheidenden Stimme das Zünglein an der Waage spielen dürfen.

DAS "MORALISCHE GEBOT" ZU HANDELN


Für die Republikaner stehen nach Einschätzung von Wahl-Experten zwölf Senatorensitze besonders auf der Kippe, bei den Demokraten sind es zwei. Das Center for Politics an der University of Virginia, der Cook Political Report und die Wahl-Analysten von Inside Elections prognostizieren, dass die Demokraten im nächsten Senat mit bis zu 55 Sitzen vertreten sein könnten. Es wäre das erste Mal binnen eines Jahrzehnts, dass sie wieder beide Kammern im Kongress kontrollieren würden. Die Kongresswahlen finden alle zwei Jahre statt, also auch jeweils zur Hälfte der Wahlperiode eines Präsidenten.

Sollten die Demokraten tatsächlich den Senat übernehmen, wollen sie der derzeitigen Blockade im Parlament möglichst rasch ein Ende bereiten. "Wir haben das moralische Gebot gegenüber dem amerikanischen Volk, eine ganze Menge zu erledigen, wenn wir die Mehrheit bekommen", sagte jüngst der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer. "Nichts ist vom Tisch."

rtr