"Wenn die Investoren unter die Motorhaube schauen, dann ist da viel Gutes zu sehen", meint etwa Analyst Dick Bove von Odeon Capital. Die Gewinnentwicklung unter dem Strich hängt allerdings stark davon ab, wie die Banken mit ihrer Vorsorge für mögliche pandemiebezogene Kreditverluste umgegangen sind. Hinzu kommen Umbaukosten sowie Verkäufe von Geschäftsteilen bei manchen Instituten.

Am Freitag werden JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo ihre Zahlenwerke für die Monate Oktober bis Dezember präsentieren. Der Quartalsbericht von Goldman Sachs wird am Dienstag, der von Morgan Stanley und Bank of America am Mittwoch erwartet.

Analystenschätzungen zufolge dürfte der Nettogewinn von Wells Fargo im vierten Quartal binnen Jahresfrist um 67 Prozent gestiegen sein, bei der Bank of America wird ein Plus von etwa 20 Prozent erwartet. Geringere Erträge im Anleihehandel im Vergleich zu einem starken Schlussquartal 2020 dürften dagegen dazu geführt haben, dass die Gewinne von Goldman Sachs und Morgan Stanley um sieben beziehungsweise zwei Prozent gesunken sind. Bei JP Morgan und Citigroup gehen die Analysten von einem 20-prozentigen beziehungsweise 30-prozentigen Rückgang im Quartal aus.

Werden nur Kerngewinne ohne Rückstellungen für Kreditverluste, Steuern oder Sondereffekte betrachtet sieht das Bild dagegen anders aus. Bei den Großbanken dürften dann nach Schätzung von Goldman-Sachs-Analyst Richard Ramsden die Kernergebnisse im Schnitt um etwa sechs Prozent geklettert sein. Experten wiesen unter anderem auf starke Kreditkarten-Geschäfte und Firmenkredite hin. Aus Sicht von Deutsche-Bank-Analyst Matt O'Connor deutet ein im vierten Quartal anziehendes Kreditwachstum zudem darauf hin, dass den Instituten gute Nettozinserträge im ersten Quartal sowie im Gesamtjahr 2022 zufließen könnten. Zudem rechnen Experten im neuen Jahr mit steigenden Renditen bei Staatsanleihe, wovon Banken ebenfalls profitieren sollten.

ANSTEHENDE ZINSWENDE IM FOKUS


Die Analysten weisen darauf hin, dass noch weitere Faktoren berücksichtigt werden müssten. So wachsen beispielsweise an den Finanzmärkten die Zweifel, ob es der US-Notenbank gelingen wird, mit der eingeleiteten Abkehr vom geldpolitischen Krisenmodus den Erholungspfad der Wirtschaft nicht zu gefährden. Notenbankchef Jerome Powell hat inzwischen wegen der kräftig gestiegenen Inflation eine baldige Zinswende in Aussicht gestellt. Mittlerweile wird an den Börsen spekuliert, die Fed könnte schon im März die Zinsen anheben und sich mit weiteren Straffungsschritten in diesem Jahr gegen die stark steigenden Preise stemmen.

Einige Investoren sind aufgrund dieser Aussichten eher vorsichtig, ihre Engagements in Bank-Aktien auszubauen. Aus Sicht von Jason Ware, Chefinvestment-Manager bei Albion Financial, kommt es unter anderem auch darauf an, ob die höheren Bond-Renditen auch nachhaltig sind. Ware bleibt mit Blick auf die Vergangenheit eher vorsichtig: "Bank-Aktien schlagen sich besser im Vorfeld von Zinserhöhungen als während der Zinserhöhungen."

Wie es den deutschen Banken in den Schlussmonaten und im Gesamtjahr ergangen ist dürfte ebenfalls bald klar werden. Die Deutsche Bank will am 27. Januar vorläufige Zahlen für das vergangene Jahr vorlegen. Der Frankfurter Rivale Commerzbank folgt dann am 17. Februar.

rtr