Die USA sind im Öffnungsmodus: Immer mehr Bundesstaaten lockern die Maskenpflicht. Denn die Corona-Fallzahlen in den Staaten sind sehr niedrig, zuletzt waren es pro Tag nur noch rund 5.000 Neuansteckungen - obwohl lediglich zwei Drittel der Bevölkerung in den USA, das sind 218 Millionen Menschen, vollständig geimpft sind. Seit die Omikron-Welle nachlässt, treffen sich die Geschäftsleute wieder öfter persönlich. In Großstädten wie Los Angeles, Chicago oder New York finden wieder viele Konferenzen statt, sehr zur Freude auch der Unterhaltungsbranche. Auf dem New Yorker Broadway werden Shows fast wie gewohnt gezeigt, Maske und Impfausweis sind allerdings noch nötig.

Hotel- und Gastgewerbe atmen auf, Bars und Restaurants öffnen wellenartig. Seit Monaten nimmt die Auslastung der Hotels zu. Die Kurse der Branchenriesen Marriott, Hilton und Hyatt sind in Rekordlaune - trotz des russischen Einmarsches in die Ukraine. Auf dem Höhepunkt der Pandemie ab März 2020 waren die Aktien des Trios auf Mehrjahrestiefs kollabiert. Die Riesen sparten und beurlaubten Mitarbeiter, kürzten Gehälter, reduzierten Arbeitszeiten, schoben Investitionen auf. Auch Anleger mussten leiden, die Hotels froren Dividenden ein, stoppten Rückkäufe.

Folgt man den wichtigsten Managern der Branche, dann sind die Perspektiven der Zunft vielversprechend. "Unser viertes Quartal 2021 zeigt selbst im Vergleich zu 2019 starke Fortschritte. Obwohl neue Varianten des Virus einige kurzfristige Auswirkungen hatten, sind wir optimistisch, dass sich die Erholung in allen Segmenten im Jahr 2022 beschleunigen wird", sagt etwa Christopher Nassetta, Chef von Hilton International. 2020 hatte der Hotelriese 1280 Häuser geschlossen, 2021 legte Hilton noch 360 Hotels still, hauptsächlich in den USA und Europa. Jetzt wird wieder geöffnet. Nassetta zufolge will die Hotelkette stark wachsen, die Zahl der Zimmer erhöhen, freien Kapitalfluss und Marge ausbauen. Auch wichtige Branchenkennziffern verbessern sich, im vierten Quartal verdoppelte Hilton den Erlös bezogen auf die verfügbare Zimmerkapazität.

Umsatz verdoppelt

Die Gäste wollen sich nach der langen Pandemie offenbar etwas gönnen und sind auch bereit mehr auszugeben. Den positiven Trend will auch Marriott International nutzen, mit fast 1,4 Millionen Gästezimmern Weltmarktführer. Im vierten Quartal verdoppelte der Konzern den Umsatz auf 4,4 Milliarden Dollar. Das Ergebnis drehte in der Folge um gute 600 Millionen Dollar vom Minus ins Plus, 468 Millionen Dollar Gewinn standen im Weihnachtsquartal zu Buche. "Wir haben im Jahr 2021 erhebliche Fortschritte bei der globalen Erholung erlebt - trotz des Aufkommens neuer Varianten. Die Reiselust ist unglaublich widerstandsfähig", sagt Marriott-Lenker Anthony Capuano.

Bis ins vierte Quartal lag der globale Umsatz je Zimmer bei Marriott 19 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Das war bereits erheblich besser als auf dem Höhepunkt der Pandemie. Die durchschnittliche Tagesrate des Hotelkonzerns erholte sich im Weihnachtsquartal fast auf das alte Niveau.

"Jede unserer Regionen verzeichnete im vierten Quartal im Vergleich zum dritten Quartal eine bedeutende kontinuierliche Erholung", so Capuano. Allerdings leidet das Geschäft in China unter der Non-Covid-Strategie des Regimes. Omikron sorgt hier gerade für einen Rückschlag, insbesondere bei Geschäfts- und Gruppenreisen. Dennoch: "Wir sind optimistisch, dass die globale Erholung im Lauf des Jahres 2022 deutlich voranschreiten wird."

Neue Expansionsphase

Die Ergebnisse der Großen können sich schon sehen lassen. 2021 verdiente Marriott 1,1 Milliarden Dollar, bei Hilton landeten 407 Millionen nach Steuern in den Büchern. Und Hyatt reduzierte seinen Verlust deutlich. Analysten rechnen auch bei dieser Kette im laufenden Jahr mit der Ertragswende.

Die großen Hotelkonzerne nutzen den Aufwind für eine neue Expansionsphase. Bereits 2021 eröffnete Hilton 414 neue Häuser, rund eine Million Zimmer hat das Imperium jetzt. Es erweiterte vor allem seine luxuriösen All-Inclusive-Resorts. Hinzu kamen in Lateinamerika und der Karibik etwa das Hilton Cancun oder das Yucatan Playa del Carmen.

Hyatt wiederum schluckte im August für 2,7 Milliarden Dollar Apple Leisure Group, eine Managementfirma von Resorts mit 100 Hotels in zehn Ländern. Darunter sind feine All-Inclusive-Resorts in Acapulco, Curaçao, auf den Kanaren, Menorca und der Karibikinsel St. Martin. Es war Hyatts größter Zukauf der Firmengeschichte.

Marriott fügte im vergangenen Jahr mehr als 86.000 Zimmer brutto zum Bestand hinzu, ein Rekord. Im laufenden Jahr soll die Zimmerzahl abermals zwischen 3,5 und vier Prozent zunehmen. Capuano will überdies Geld an die Aktionäre zurückführen. Nach dem Ausbruch der Pandemie hatte Marriott die Dividende eingestellt. Die letzte Quartalszahlung floss im Februar 2020.

Als eine der wenigen großen Ketten blieb Choice Hotels International während der Pandemie profitabel. Der Franchisebetrieb besitzt wenige Immobilien, dafür aber zwölf Marken wie etwa Comfort Inn, die vor allem US-Kunden bekannt sind. Name, Logo und Konzept vermietet Choice an seine Pächter. Die Übernachtungen sind günstig, die Kette ist bei Verbrauchern beliebt. Gesteuert wird Choice vom 75-jährigen Stewart Bainum, der 1987 den Familienbetrieb übernahm. Sein Vater hatte ihn aufgebaut, nebenher eine Klempnerei betrieben und war Taxi gefahren. Der Sohn startete mit 290 Hotels, heute zählt das Imperium 7.100 Häuser in über 40 Ländern. Bainum hält die Kosten niedrig und 6,4 Prozent der Aktien, die Familie besitzt weitere 13 Prozent - eine gute Basis für weitere solide Aufbauarbeit.

INVESTOR-INFO

Marriott International

Vor Wachstumsschub

Der Weltmarktführer, zu dem auch die Ketten St. Regis und Ritz-Carlton gehören, lässt die Krise gestärkt hinter sich. Etliche kleinere Konkurrenten gingen pleite, weniger Wettbewerb bedeutet mehr Marktmacht für den Primus der Branche. Analysten gehen davon aus, dass im laufenden und nächsten Jahr der Umsatz um rund 38 beziehungsweise 14 Prozent zulegen wird. Der Gewinn soll noch schneller Fahrt aufnehmen: Das Ergebnis je Aktie soll bis 2023 von 3,19 Dollar (2021) auf 6,88 Dollar steigen, so die Schätzungen.

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Kursziel: 190,00 Euro
Stoppkurs: 132,00 Euro

Hilton Worlwide Hold.

Großaktionär stockt auf

Der Riese eröffnete im Krisenjahr 2021 jeden Tag im Schnitt mehr als ein Hotel. Hilton besitzt 6800 Häuser weltweit. Hedgefonds-Guru Bill Ackman nutzte den Kursrutsch während der Pandemie Anfang 2020, um seine Position um ein Drittel auszubauen, seine Investmentfirma Pershing Square Capital besitzt inzwischen 4,5 Prozent. Das Gewinnvielfache der Aktie erscheint zwar ambitioniert, doch rechnen Analysten mit einer langfristigen Erholung der Branche.

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Kursziel: 165,00 Euro
Stoppkurs: 113,00 Euro

Choice Hotels Intern.

Rekordverdächtiges Modell

Ursprünglich ein Familienbetrieb, ist das Franchisemodell mit rund 7100 Hotels in 40 Ländern inzwischen eine Gelddruckmaschine. Im vergangenen Jahr stieg der Überschuss von 75 auf 289 Millionen Dollar, ein Rekordergebnis. An die Aktionäre flossen davon 38,4 Millionen Dollar über Dividenden und Aktienrückkäufe zurück. Allein im Januar 2022 kamen 17,6 Millionen Dollar über Dividenden und Aktienkäufe dazu. Attraktive Beimischung.

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Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 107,00 Euro