Waren und Dienstleistungen kosteten in den USA im März im Schnitt 8,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Das ist das höchste Niveau seit Dezember 1981. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit 8,4 Prozent gerechnet, nach 7,9 Prozent im Februar. Materialengpässe und rasant steigende Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges heizen die Inflation an. Im vergangenen Jahr hatte die Inflationsrate im März noch bei 4,3 Prozent gelegen.
Bei der Veröffentlichung der Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise "geht es nicht darum, ob die US-Inflation gestiegen ist, sondern nur noch um wie viel", sagte Experte Christoph Balz von der Commerzbank.
Fed will Zinsen anheben
Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt signalisiert, die Zinsen aggressiv anheben zu wollen, um die steigende Inflation unter Kontrolle zu bringen. Ihre Bilanz will sie wohl schon im Mai eindampfen. Dies geht unter Anderem aus den am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Protokollen der geldpolitischen Sitzung vom 16. März hervor. Demnach halten es viele der Währungshüter für angebracht, dass ein großer Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt oder auch mehrere solche Erhöhungen künftig angemessen sein könnten. Dies gelte, falls Inflationsrisiken erhöht bleiben oder sich gar noch intensivieren sollten. Bereits bei der März-Sitzung waren viele Mitglieder des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschusses dafür, einen solch großen Zinsschritt zu gehen.
Mitte März hatte die Notenbank die Zinswende vollzogen und den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertel Punkt auf die neue Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben - wohl auch vor dem Hintergrund der Unsicherheit infolge des Ukraine-Krieges. Es war die erste Zinserhöhung seit drei Jahren.
Fed-Direktorin Lael Brainard hatte jüngst ein aggressives Vorgehen signalisiert und betont, die Notenbank sei auch bereit, stärker zu handeln, falls es die Inflationsentwicklung erfordere. "Es ist von größter Bedeutung, die Inflation zu drücken", sagte sie am vergangenen Dienstag auf einer Konferenz der Fed von Minneapolis. Daher werde die Zentralbank die Geldpolitik weiter "methodisch" straffen.
Auch der Chef des Fed-Bezirks Chicago, Charles Evans, bekräftigte jüngst seine Sicht, dass eine Serie von insgesamt sieben Anhebungen um jeweils einen Viertelpunkt in 2022 nötig sei, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten. Zum Jahresende würde der Leitzins danach in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent liegen. Im nächsten Jahr solle er bis zu einer Obergrenze von 2,75 Prozent weiter angehoben werden. Mit Blick auf die vom Ukraine-Krieg ausgehende Unsicherheit räumte Evans zugleich ein, dass er womöglich umdenken müsse.
Bereits Ende März hatte Fed-Chef Jerome Powell angesichts der "viel zu hohen" Inflationsrate die Möglichkeit schnellerer Erhöhungen des Leitzinses ins Spiel gebracht. "Es besteht die offensichtliche Notwendigkeit, zügig zu handeln, um die geldpolitische Ausrichtung auf ein neutraleres Niveau zurückzuführen." Und dann müsse zu restriktiveren Niveaus übergegangen werden, wenn dies zur Wiederherstellung stabiler Preise erforderlich sein sollte. "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, aggressiver vorzugehen, indem wir den Leitzins bei einer oder mehreren Sitzungen um mehr als 25 Basispunkte anheben, werden wir dies tun", sagte Powell.
Rezessionsgefahr droht
Die Experten der Deutschen Bank erwarten mittlerweile eine Rezession in den USA: "Wir sehen nicht mehr, dass die Fed eine sanfte Landung erreicht. Stattdessen gehen wir davon aus, dass eine aggressivere Straffung der Geldpolitik die Wirtschaft in eine Rezession stürzen wird", sagte Matthew Luzzetti von der Deutschen Bank in einem Interview mit CNN Business.
Das Geldhaus erwartet, dass der Aktienmarkt um 20 Prozent einbricht und sowie eine Rezession im Sommer 2022. Dies begründet der Analyst mit der schwerwiegenden Kombination aus den geopolitischen Begebenheiten sowie der massiven Straffung der US-Geldpolitik.
Was passiert, wenn die Fed die Zinsen zu stark oder zu wenig anhebt
Die Sorge vieler Marktteilnehmer: Hebt die Fed die Zinsen zu stark an, könnte die Gefahr einer neuen Finanzkrise drohen. Der US-Anleihemarkt sendete in der vergangenen Woche bereits Signale einer Rezession: Die zweijährigen T-Bonds warfen zeitweise mehr ab zehnjährige. Experten sehen eine solche "inverse Renditekurve" als starken Indikator für einen nahenden Abschwung. Grund hierfür ist die Furcht der Anleger, dass die US-Notenbank in ihrem Kampf gegen die Inflation die Zinsen erhöht und die Wirtschaft damit in eine Rezession stürzt.
Der Renditeabstand, im Fachjargon Spread genannt, zwischen den Schuldtiteln mit diesen Laufzeiten dient als Indikator für die Gesundheit einer Volkswirtschaft. Werfen die kürzer laufenden Titel mehr ab als die länger laufenden, sprechen Experten von einer "inversen Renditekurve". Sie gilt als Vorbote einer Rezession, weil Investoren baldige Zinserhöhungen erwarten, die die Konjunktur abwürgen.
Ob eine inverse Zinskurve allerdings wirklich als eindeutiger Hinweis auf eine drohende Rezession gewertet werden kann, sehen Experten trotz der bekannten Zusammenhänge in der Vergangenheit unterschiedlich. "Da die Fed in restriktives Territorium vordringen wird, wird sich die Kurve umkehren", zitiert der US-Sender CNBC Seth Carpenter, den globalen Chefökonom bei Morgan Stanley. "Wie immer in der Vergangenheit werden die Märkte darüber diskutieren, ob eine Inversion eine Rezession ankündigt."
Im Gegenzug - sollte die Fed nicht oder nur wenig an der Zinsschraube drehen - droht eine Lohn-Preis-Spirale. Der US-Arbeitsmarkt ist bereits angespannt. Die Löhne und auch die Preise steigen weiter. Die Energiepreise sind ohnehin hoch. Das dürfte die Inflation noch weiter anheizen. Eine Hyperinflation droht.
Und die Aktienmärkte?
Für die Aktienmärkte ist eine hohe Inflation an sich nicht unbedingt problematisch - es sei denn, die Notenbanken steuern mit einer harten Anti-Inflationspolitik dagegen. Für die US-Notenbank ist das zu erwarten, nicht aber für ihr europäisches Pendant, die Europäische Zentralbank (EZB). In der Eurozone ist die Teuerungsrate zwar auch auf hohem Niveau, aber nicht so hoch wie in den USA. Zudem können die europäischen Währungshüter die europäische Wirtschaft nicht zusätzlich zu den Kriegsbelastungen mit höheren Zinsen belasten.
Dennoch sind mit der Ankündigung drastischer Zinserhöhungen in den USA und eine Verringerung der Fed-Bilanzsumme die Herausforderungen für die Börsen nochmals gestiegen. "Heute lautet das Mantra vieler Anleger 'Bekämpfe die Fed nicht, wenn sie die Inflation bekämpft'", kommentierte Experte Ed Yardeni von Yardeni Research. "Vor allem droht den Aktienmärkten der Abzug von Liquidität seitens der US-Notenbank", sagte Christian Henke, Analyst vom Brokerhaus IG.
Einen Ausweg aus dieser Gemengelage bietet das Stabile Werte Zertifikat, dass wir von BÖRSE ONLINE für unsere Leserinnen und Leser aufgelegt haben. Es gibt Unternehmen, die in solchen Phasen profitieren oder deren Geschäftstätigkeit zumindest nicht beeinträchtigt wird. 18 davon hat BÖRSE ONLINE im BO-Index Stabile Werte zusammengefasst. Rohstoffproduzenten wie Barrick Gold (Edelmetalle), Cameco (Uran), K+S (Düngemittel) und Rio Tinto (Eisenerz, Kupfer) schützen ebenso wie der Nahrungsmittelhersteller Nestlé vor Inflation, da sie Preiserhöhungen durchsetzen können. Die norwegische Ölgesellschaft Equinor investiert verstärkt in regenerative Energien, die durch die knapper werdenden Ressourcen und die explosionsartig gestiegenen Energiekosten an Bedeutung gewinnen. Daher sind auch die Aktien des belgischen Spezialisten für die Wartung von Offshore-Windkraftanlagen Ackermans & van Haaren, des deutschen Baustoffhändlers und Solarparkbetreibers Baywa oder des grünen Energieversorgers Ørsted aus Dänemark enthalten.
Von steigenden Ausgaben für Verteidigung und IT-Sicherheit sollten Unternehmen wie Rheinmetall, Microsoft und Palo Alto Networks profitieren. Abgerundet wird das Portfolio durch breit diversifizierte Investmentgesellschaften wie Berkshire Hathaway von Börsenlegende Warren Buffett und Investor AB, in der die Beteiligungen der schwedischen Milliardärsfamilie Wallenberg gebündelt sind. Bei der Auswahl der Einzelwerte wurde darauf geachtet, die Investments über krisenresistente Branchen, verschiedene Rohstoffklassen und Währungsräume hinweg breit zu streuen.
Alle Aktien sind anfangs mit fünf Prozent identisch gewichtet, abgerundet wird das Portfolio durch einen zehnprozentigen Goldanteil, der über das börsengehandelte Xetra-Gold abgebildet wird. Die Indexzusammensetzung wird halbjährlich überprüft und auf die ursprüngliche Gewichtung zurückgesetzt.
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