Die ansonsten so kauflustigen Amerikaner schränkten sich angesichts der Epidemie ein: Der Konsum verringerte sich um 7,6 Prozent. Auch rückläufige Investitionen der Firmen und Exporte wirkten als Konjunkturbremse. "Das ist der erste Schritt in eine tiefe Rezession", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe voraus.

Im vierten Quartal 2019 war beim US-BIP noch ein Plus von 2,1 Prozent herausgesprungen. "Der Rekord-Aufschwung endet mit einem Paukenschlag", so das Fazit von Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank. Er verweist darauf, dass die Pandemie weite Teile des öffentlichen Lebens in den Vereinigten Staaten lahmgelegt hat. Damit sei der längste Aufschwung der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte beendet. "Da die Pandemie erst im März durchschlug, dürfte die Wirtschaft im zweiten Quartal noch stärker einbrechen", prophezeit der Volkswirt.

Auch Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der deutschen Förderbank KfW, die in der Corona-Krise Hilfsgelder in großem Umfang bereitstellt, sieht für die USA konjunkturell kein Licht am Ende des Tunnels: "Es ist unwahrscheinlich, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer deutlichen Erholung kommt." Zwar seien die US-Amerikaner sehr konsumfreudig und könnten Lockerungsmaßnahmen mit stärkerer Nachfrage begegnen als in anderen Teilen der Welt. Die "katastrophale Lage am US-Arbeitsmarkt" werde diesen Effekt jedoch deutlich dämpfen, sagte sie voraus. Bankhaus-Lampe-Ökonom Krüger schätzt, dass von Mitte März bis Ende April rund 30 Millionen US-Amerikaner ihren Job verloren haben dürften: "Nicht jeder davon wird an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren können." Und das Schlimmste stehe der Wirtschaft im laufenden Quartal noch bevor.

REZESSION IM WAHLJAHR KOMMT TRUMP UNGELEGEN


US-Präsident Donald Trump hat sich vorgenommen, das Wachstum auf mindestens drei Prozent hochzutreiben. Wegen der auch wirtschaftlich verheerenden Folgen der Virus-Pandemie und einem drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen dürften sich diese Hoffnungen für den Staatschef jedoch zerschlagen, der sich im November zur Wiederwahl stellt.

Trump hat die Notenbank Fed beschuldigt, der Wirtschaft mit lange Zeit zu hohen Zinsen geschadet zu haben. Unter dem Eindruck der Corona-Krise hat die Fed jüngst in zwei Sitzungen außer der Reihe den geldpolitischen Schlüsselsatz auf null bis 0,25 Prozent nach unten gesetzt. Sie entscheidet am Abend um 20.00 Uhr (MESZ) erneut über den Leitzins, den sie nach Ansicht von Experten aber diesmal nicht antasten wird.

Allerdings dürften die Währungshüter den Finanzmärkten eine Orientierungslinie geben, wie sie die Konjunkturaussichten einschätzen und wie lange sie am Niedrigzins festhalten könnten. Neue Hilfen für die Wirtschaft wird die Fed nach Ansicht vieler Ökonomen wohl nicht beschließen, zumal sie bereits verschiedene Notkreditprogramme in Billionen-Höhe auf den Weg gebracht hat.

rtr