"Denn geldpolitisch sitzt sie in der Zwickmühle", erklärt BayernLB-Ökonomin Christiane von Berg. Eine sich abzeichnende Konjunkturabkühlung spreche für einen vorsichtigeren Kurs. Andererseits lieferten der anhaltende Job-Boom und die ordentliche Inflation Argumente für eine weitere Straffung: "Wir erwarten, dass sich die Fed für einen salomonischen Weg entscheidet", so die Volkswirtin.
Dieser führt ihrer Meinung nach über zwei weitere Erhöhungen im März und Juni 2019. Danach dürfte eine Zinspause folgen. Diese Vorstellung deckt sich mehr oder weniger mit der Erwartung an den Finanzmärkten. Die Arbeit der Währungshüter wird durch Querschüsse des US-Präsidenten Donald Trump erschwert, der eine Zinserhöhung im Dezember bereits als "töricht" bezeichnete.
Am Mittwoch kann die Fed zeigen, dass sie dem politischen Druck Stand hält. Zugleich dürfte sie den Märkten Orientierung geben, wohin die Reise gehen wird. Die aktualisierten Zinsprojektionen der Währungshüter werden zeigen, wie oft die Fed die Zügel 2019 zu straffen gedenkt. Zuletzt hatten sie drei Mal für das nächste Jahr in Aussicht gestellt. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne zwischen 2,0 und 2,25 Prozent. Powell hat hervorgehoben, dass er damit bereits knapp unterhalb des neutralen Niveaus liegt, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst wird.
"AN DER WEGSCHEIDE"
Der Chef des Fed-Ablegers von St. Louis, James Bullard, glaubt, dass die imaginäre neutrale Zone bereits überquert wurde und der Zins die Wirtschaft hemmt. Daher ist er für eine sofortige Pause. Und Fed-Direktorin Lael Brainard wähnt die Notenbank "an der Wegscheide". Sie befürchtet, dass Investoren zusehends nervös werden könnten. Dahinter steht die Sorge, dass Anleger angesichts einer Inflation in der Nähe des Notenbank-Ziels den Kurs der Fed als zu straff beurteilen könnten. Ausdruck dieser Furcht könnte ein an den Märkten gefürchtetes Phänomen sein, das im Fachjargon unter dem Wortungetüm "inverse Zinsstrukturkurve" bekannt ist: Dabei werfen kurzlaufende Zinsanlagen mehr ab als länger laufende. Dies gilt als ein mögliches Warnsignal für die Konjunktur und erhöhte Rezessionsrisiken.
"Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die US-Zinskurve acht Mal invertiert und jedes Mal folgte darauf eine Rezession", warnt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Und auch jetzt ist die Angst begründet. Die Weltwirtschaft könnte schon Mitte kommenden Jahres gänzlich anders aussehen als heute." Vor allem der Zollstreit zwischen den USA und China könnte den Aufschwung Experten zufolge abwürgen. Auch der IWF warnt vor "Sturmwolken" am Horizont. Er sieht zugleich nur begrenzte Möglichkeiten für die Notenbanken, sich wieder so kraftvoll gegen einen Konjunktureinbruch zu stemmen wie vor zehn Jahren nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise.
"Mitte 2019 dürfte der Gipfel bei den Leitzinsen erreicht sein. Dafür spricht die nachlassende Strahlkraft der US-Wirtschaft", so Fed-Beobachter Sebastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Die US-Konjunktur hat im Sommer bereits an Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt stieg mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,5 Prozent. Im Frühjahr hatte es noch zu 4,2 Prozent gereicht. Das Tempo dürfte ausreichen, um das von Trump ausgegebene Ziel von drei Prozent im Gesamtjahr zu erreichen. Allerdings mehren sich die Hinweise, dass die weltgrößte Volkswirtschaft künftig kleinere Brötchen backen wird. Schon im laufenden Schlussquartal wird von Experten nur noch mit einem Plus von rund 2,5 Prozent gerechnet, da der von Trump angezettelte Handelskrieg seinen Tribut fordern dürfte.
"Es scheint so, dass das bislang gute Konjunkturbild leichte Risse bekommt", meint Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im November nur noch 155.000 neue Stellen geschaffen, was auf eine Abschwächung des kräftigen Booms hindeutet. "Möglicherweise liegt nun erst einmal eine Zeit vor uns, in der die US-Unternehmen weniger kräftig einstellen. Die US-Notenbank muss die Zinsen weniger aggressiv anheben. rtr