Fed-Chef Jerome Powell sagte, die Fed könne auf absehbare Zeit nicht daran denken, aus der Krisenpolitik auszusteigen: "Wir sind dabei, bis es wirklich vorbei ist." Wie es mit der Wirtschaft weitergehe, sei maßgeblich von der Eindämmung des Virus abhängig.

Zahlreiche Kreditprogramme und der nun weiterhin in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent gehaltene Leitzins sollen dafür sorgen, dass die Wirtschaft rasch auf die Beine kommt. Zugleich appellierte der Fed-Chef an die Politik, dabei tatkräftig mitzuwirken.

Der US-Kongress in Washington ist dabei, ein neues Hilfspaket im Volumen von rund einer Billion Dollar zu schnüren. Opposition und Regierung haben sich laut US-Präsident Donald Trump bei den Verhandlungen aber verhakt. Powell sagte, auch wenn in der Politik noch um Details gerungen werde, stehe doch eines fest: "Es gibt Bedarf für mehr Unterstützung durch die Haushaltspolitik." Dass der Kongress über ein neues Paket berate, sei "eine gute Sache". Auch wenn Trump nach eigenen Worten keine Eile mit einer Einigung hat, drängt die Zeit. Ende der Woche laufen Hilfsprogramme aus - so auch eine in der Coronakrise eigens geschaffene bundesstaatliche Aufstockungshilfe zum Arbeitslosengeld.

HISTORISCHER KONJUNKTUREINBRUCH


Auch wenn sich mittlerweile eine Erholung abzeichnet, haben die Vereinigten Staaten im Frühjahr laut Powell den wohl tiefsten Konjunktureinbruch "in der US-Geschichte" erlitten. Experten erwarten für die am Donnerstag anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal ein aufs Jahr hochgerechnetes Minus von sage und schreibe 34,1 Prozent.

Und es gibt bereits Anzeichen dafür, dass die Neuinfektionswelle die Erholung am Jobmarkt belastet: Die Zahl der wöchentlichen Anträge auf staatliche Arbeitslosenhilfe stieg unlängst erstmals seit fast vier Monaten wieder. Für die am Donnerstag anstehenden frischen Daten erwarten Ökonomen eine weitere Zunahme. Laut Powell liegt vor dem Arbeitsmarkt noch ein "langer Weg" bis zur Erholung.

In den USA sind einer Reuters-Zählung vom Mittwoch zufolge inzwischen mehr als 150.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das sind mehr als in jedem anderen Land der Welt. Zudem steigt die Zahl der Toten so schnell wie seit Anfang Juni nicht mehr: Binnen elf Tagen kamen 10.000 Tote dazu.

Die Fed hat erst jüngst eine Reihe ihrer Kreditprogramme zur Stützung der Wirtschaft erweitert und bis zum Jahresende verlängert. "Ein Nachlassen in der Unterstützung für die US-Konjunktur kommt auf absehbare Zeit nicht in Frage", so LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Die Erwartung auf eine rasche durchgreifende Erholung der US-Wirtschaft habe sich mit den sehr hohen Covid-19-Infektionszahlen zerschlagen, sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW.

"Die heutige Sitzung stützt unsere Erwartung, dass die Fed wichtige Stellschrauben in den kommenden Monaten nachziehen wird, um die Erholung der Wirtschaft zu unterstützen", meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Die Nothilfe-Kreditprogramme dürften wohl auch auf das Jahr 2021 und einen größeren Teilnehmerkreis ausgeweitet werden. "Das Tempo der Anleihekäufe kann zudem noch gesteigert und stärker auf lange Laufzeiten ausgerichtet werden." Am Mittwoch beließ die Fed es bei dem bisherigen monatlichen Ankaufvolumen von Staatsanleihen in Höhe von 80 Milliarden Dollar sowie von Hypothekenpapieren im Umfang von 40 Milliarden Dollar.

Zugleich kündigte Powell an, dass die Fed in der nahen Zukunft ihre Strategieüberprüfung abschließen werde. Man habe sich bereits über eine mögliche Weiterentwicklung des langfristigen Inflationsziels unterhalten. Bei dem Strategiecheck geht es unter anderem darum, ob das Inflationsziel der Fed in der bisherigen Form noch zeitgemäß ist. Sie strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an, verfehlt dieses Ziel aber seit längerem.

rtr