Für die letzte Sitzung im Jahr schätzen sie die Chancen für eine Anhebung auf nur noch 40 Prozent. Da die Konjunktur wieder rund läuft, will die Fed sie nicht mehr so stark anschieben und ihr aufgeblähtes Portfolio eindampfen. Dieses Vorhaben soll "relativ bald" angepackt werden. "Die Fed steuert auf eine Ankündigung zum Abbau der Bilanzsumme im September zu", prophezeit Ökonom James Knightley von der Bank ING. Die Fed hat ihr Portfolio mit dem massiven Ankauf von Wertpapieren in den Jahren nach der Weltfinanzkrise auf 4,5 Billionen Dollar anwachsen lassen. Nun plant sie, ihren Bestand an Staatsanleihen allmählich zu senken. So sollen auslaufende Papiere nach und nach nicht mehr ersetzt werden.

Der Euro stieg nach dem Zinsentscheid zur US-Währung auf 1,1736 Dollar - der höchste Wert seit Anfang 2015. Die US-Börsen legten leicht zu. Die Ankündigung, dass das Abschmelzen des Portfolios "relativ bald" angepackt werden soll, gilt als Zeichen des Zutrauens in die Wirtschaft, die zu Jahresbeginn schwächelte. In den ersten drei Monaten legte das Bruttoinlandsprodukt lediglich um aufs Jahr hochgerechnet 1,4 Prozent zu. Für die am Freitag anstehenden Zahlen für das Frühjahr rechnen Experten mit einem kräftigeren Zuwachs von 2,6 Prozent.

UNSICHERHEITSFAKTOR TRUMPENOMICS



Zugleich sprechen die Währungshüter von einem weiterhin soliden Stellenzuwachs. Sie haben ihr Ziel Vollbeschäftigung bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,4 Prozent praktisch erreicht. Auf dem Weg zu weiteren Zinserhöhungen bereitet der Fed jedoch die hartnäckig niedrige Inflation Kopfschmerzen. Sie strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Währungshüter achten dabei besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE): Dabei werden Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert. Dieser Wert war zuletzt mit 1,4 Prozent noch weit vom Ziel entfernt. Laut Fed wird die Inflationsrate auf kurze Sicht weiter unter der angepeilten Marke bleiben, sich aber sich mittelfristig bei zwei Prozent einpendeln.

Anders als bei der Zinserhöhung im Juni fiel die geldpolitische Entscheidung im Zentralbank-Führungskreis am Mittwoch einstimmig. Vorigen Monat hatte der Chef des Fed-Ablegers in Minneapolis, Neel Kashkari, gegen eine Anhebung votiert. Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW in Mannheim geht wie viele andere Fachleute davon aus, dass es die Notenbank mit der nächsten Erhöhung auf den verbleibenden drei Sitzungen in diesem Jahr nicht eilig hat: "Wenn die ursprünglich in Aussicht gestellte revolutionäre Umgestaltung des Steuersystems und große schuldenfinanzierte Ausgabeprogramme scheitern, verringern sich die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft."

Damit sinke die Gefahr einer Überhitzung und eines rasch steigenden Inflationsdrucks: "Das sich abzeichnende Scheitern von 'Trumpenomics' gibt der US-Zentralbank mehr Zeit für eine langsame und vorsichtige Gangart bei Zinserhöhung und Bilanzabbau." US-Präsident Donald Trump hat mit der Ankündigung eines billionenschweren Infrastrukturprogramms und einer "phänomenalen" Steuerreform große Hoffnungen auf ein Anschieben der Konjunktur geweckt. Nach Ansicht vieler Experten dürfte der Impuls jedoch nicht so stark ausfallen wie von vielen erhofft.

rtr