Notenbank-Mitglieder merkten laut Protokoll an, womöglich sei es gerechtfertigt, die Zinsen früher oder in einem schnelleren Tempo als bislang erwartet anzuheben. Aus Sicht mancher Teilnehmer könnte es zudem sinnvoll sein, mit der Verkleinerung der Notenbankbilanz relativ bald nach dem Start von Zinserhöhungen zu beginnen. Durch die umfangreichen Anleihenkäufe war die Fed-Bilanz zuletzt auf rund 8,8 Billionen Dollar angeschwollen.
Die Protokolle belasteten die Aktienmärkte. Der Dow Jones büßte 1,1 Prozent auf 36.407 Punkte ein. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen zog dagegen zeitweise auf 1,691 Prozent von 1,666 Prozent am Dienstag an. Inzwischen taxiert das Fed-Watch-Tool des Börsenbetreibers CME die Wahrscheinlichkeit auf über 70 Prozent, dass die Fed bereits im März damit beginnt, die Leitzinsen anzuheben.
Auf ihrer Sitzung am 14. und 15. Dezember hatten die Dollar-Wächter angesichts der hochschießenden Inflation eine zügige Abkehr vom Krisenmodus beschlossen. Zugleich signalisierten sie für 2022 im Mittel drei Zinsschritte nach oben. Damit könnte der geldpolitische Schlüsselsatz dann am Ende des laufenden Jahres in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent liegen. Aktuell liegt er in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Beim Zurückfahren ihrer Wertpapierkäufe zur Stützung der Konjunktur will die Fed zudem aufs Tempo drücken - ab Mitte Januar soll die Abbaugeschwindigkeit auf 30 Milliarden Dollar monatlich verdoppelt werden.
Der Ton der Protokolle lege nahe, dass die Notenbank mit der Straffung ihrer Geldpolitik schneller beginnen und diesen Kurs womöglich noch verstärken werde, kommentierte Kim Rupert, Analystin von Action Economics die Protokolle. "Sie sind sehr besorgt, dass ihnen die Inflation außer Kontrolle gerät." Zudem sei auf dem Treffen die Notenbank-Bilanz detaillierter diskutiert worden als sie es erwartet habe. Damit werde der Markt auf womöglich vier Zinsschritte in diesem Jahr eingestimmt. Ähnlich äußerte sich Dave Donabedian, Chef-Investmentstratege von CIBC Private Wealth. Die Fed-Protokolle hätten klar gemacht, dass 2022 mehr als drei Zinserhöhungen und eine Verkleinerung der Bilanz auf dem Tisch lägen, kommentierte er. David Carter, Chef-Investmentstratege bei Lenox Wealth Advisors erklärte: "Anzeichen dafür, dass die Fed sehr besorgt ist angesichts der Inflation könnten schnell zur Sicht führen, dass die Fed 2022 aggressiv die Zügel anziehen wird."
INFLATION AUF HÖCHSTEM NIVEAU SEIT 1982
Die Teuerungsrate war in den USA im November auf 6,8 Prozent geklettert. Das ist der höchste Wert seit Juni 1982. Aus der Pandemiekrise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und geradezu explodierende Energiekosten trieben die Inflation nach oben. Die Notenbank Fed achtet bei der Inflationsentwicklung besonders auf die persönlichen Ausgaben der Verbraucher. Dabei bleiben Nahrungsmittel- und Energiekosten unberücksichtigt. Diese Jahresteuerungsrate (PCE-Kernrate) lag im November bei 4,7 Prozent. Das ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Fed-Ziel von zwei Prozent.
Aus den Protokollen geht zudem hervor, dass die Währungshüter die Lage auf dem Arbeitsmarkt als sehr angespannt betrachten. Dabei wurde auf fast rekordhohe Zahlen zu Kündigungen und offenen Stellen verwiesen sowie auf ein Anziehen der Löhne. Viele Dollar-Wächter vertraten auf dem Treffen die Ansicht, dass Vollbeschäftigung schnell erreicht werde, sollte die Entwicklung anhalten. Zum Zeitpunkt der Dezember-Zinssitzung begannen in den USA allerdings auch die Corona-Infektionen durch die Ausbreitung der Omikron-Variante zuzunehmen. In den Protokollen hieß es dazu, laut vielen Sitzungsteilnehmern sei durch Omikron der Konjunkturausblick unsicherer geworden. Mehrere Notenbanker merkten aber an, dass sich durch Omikron der wirtschaftliche Erholungspfad nicht grundlegend verändere.
Notenbank-Chef Jerome Powell wird in der kommenden Woche vom Bankenausschuss des US-Senats angehört werden zu seiner Nominierung für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Fed. Dabei dürfte er auch zu seiner Einschätzung der US-Konjunktur befragt werden.
rtr