In ihren neue Wirtschaftsprojektionen rechneten 13 von 17 Dollar-Wächtern bis mindestens 2021 mit keiner Veränderungen bei den Zinsen. Die verbleibenden vier erwarteten lediglich eine Zinsanhebung im nächsten Jahr. Keiner der Währungshüter ging von einer Senkung der Zinsen 2020 aus. "Unser Konjunkturausblick bleibt ein günstiger, trotz der weltweiten Entwicklungen und anhaltender Risiken", sagte Powell.
Die Zinssenkungen in diesem Jahr hätten die US-Wirtschaft auf Kurs gehalten. Solange hereinkommende Daten dies unterstützten, werde die gegenwärtige geldpolitische Ausrichtung wahrscheinlich angemessen bleiben. In ihrer Mitteilung kündigte die Fed zudem an, dass sie neben den Konjunkturdaten und der aus ihrer Sicht verhaltenen Inflation auch die "globalen Entwicklungen" weiter im Blick behalten wollen. Experten verstehen dies auch als Hinweis auf die US-Handelskonflikte.
"Die US-Notenbank hat Ihren Job gegen erhöhte Wachstumsrisiken vorerst getan", kommentierte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe die Beschlüsse. Zinspolitisches Stillhalten sei nun angesagt. "Die Hürde für weitere Zinssenkungen liegt jedoch niedrig, nähmen die konjunkturellen Abwärtsrisiken wieder spürbar zu." Ähnlich äußerte sich Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Aus seiner Sicht deuten die Verweise der Fed auf die globale Entwicklung und die Inflation darauf hin, dass sich das Gros der US-Notenbanker im Zweifel die Tür für Zinssenkungen offenhalten wollen. Die Fed hatte im Jahresverlauf 2019 drei mal - zuletzt im Oktober - ihren Leitzins gesenkt. Als wesentliche Gründe galten die vom US-Zollstreit ausgelösten Unsicherheiten. Zuletzt hatte Powell bereits angedeutet, dass die Fed nun vorerst ihre Füße stillhalten wolle. Mit Blick auf die Konjunktur hatte er im November das Glas weit mehr als halbvoll bezeichnet.
ARBEITSMARKT LÄUFT AUF HOCHTOUREN
Die Fed soll Vollbeschäftigung fördern und für stabile Preise sorgen. Die Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt waren zuletzt positiv. Der Jobmotor in den USA läuft zum Jahresende auf Hochtouren. So entstanden im November 266.000 neue Arbeitsplätze - deutlich mehr als Fachleute erwartet hatten. Die Arbeitslosenquote liegt mittlerweile bei 3,5 Prozent, was praktisch Vollbeschäftigung gleichkommt. Zudem wuchs die US-Wirtschaft im Sommer stärker als in einer ersten Schätzung angenommen worden war. Zwischen Juli und September stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,1 Prozent. Die erste Schätzung lautete dagegen nur auf 1,9 Prozent.
Allerdings bleibt die Inflation weiterhin unter der Zielmarke der Notenbank. Dabei achtet die Fed besonders auf Preisveränderungen bei persönlichen Verbraucherausgaben, wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert werden. Nach diesem Maß lag die Teuerung zuletzt mit 1,6 Prozent unter dem Fed Ziel von 2,0 Prozent. Dazu kam der konstante Druck von US-Präsident Donald Trump, der die unabhängige Notenbank immer wieder zu einer laxeren Geldpolitik drängte. Trump strebt 2020 seine Wiederwahl an und ist daher daran interessiert, dass die US-Wirtschaft weiterhin unter Volldampf läuft.
rtr